Palästina

Artikel und Debatten zu Palästina, Israel und Zionismus

bds-Kampagne
Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen für Palästina
Übergangsforderungen

Artikel und Debatten zum kommunistischen Übergangsprogramm

Problemfall Sozialdemokratie

Marxisten und ihr Verhältnis zur Sozialdemokratie. Eine Auseinandersetzung mit der französischen Gruppe CRI.

W3C-Service

Valid XHTML 1.0 Strict



Suphi Toprak:

Das tägliche Todesurteil für Werftarbeiter in Tuzla

25.000 Arbeiter verdienen ihr Brot in der Werft von Tuzla. Tuzla ist von Istanbul nur einige Kilometer entfernt. Die Werft in Tuzla ist für Todesunfälle berüchtigt. Zuletzt starb ein Arbeiter am 8. Juli 2009 in der Werft in Tuzla. Einen fürchterlichen Höhepunkt der Todesunfälle erreichte die Werft in Tuzla im Jahre 2007. Im Jahre 2007 starben innerhalb von 12 Tagen 5 Arbeiter. Durch den Stromschlag erlitten die Arbeiter tödliche Verletzungen. Die grundlegendsten Sicherheiten am Arbeitsplatz werden nicht gewährleistet. Die zerplatzen und alten Stromkabel sind die Ursache der Todesfälle gewesen. Auf der Arbeitstellen werden defekte oder fehlerhafte Kräne oder Schweißbrenner eingesetzt. Werfthelme, Arbeitsschuhe, Arbeitsbrillen, Handschuhe und Gürtel werden von den Arbeiter auch vermisst. Die Arbeiter erzählen: Nach jedem Tod kommen solche Sachen, bevor der Staatsanwalt auftaucht.

Eine wichtige Todesursache ist, dass die unerfahrenen Arbeiter die komplizierten Arbeiten übernehmen müssen. Wie zum Beispiel einen Kran zu bedienen oder das Gerüst aufzubauen. Das erhört die Todesunfälle. Obwohl 25.000 Arbeiter in der Werft arbeiten und die Unfälle häufig passieren, stehen vor Ort kein Krankenwagen oder Arzt zur Verfügung.

Der Vorsitzender der Industriellenvereinigung im Schiffbau Murat Bayrak erklärte die Todesursache dadurch, dass die Arbeiter aus Anatolien unvorsichtig und ungebildet seien. Er fügte noch zu: “ Unser ganzer Gewinn stammt von der Arbeit. Wenn wir die Kosten erhören, verlieren wir unsere Vorteile.”

Viele Tote durch die Gasexplosionen hätten die Bosse verhindert, wenn sie bereit wären, für nur 11 Euro das Stück Sicherheitsventile zu kaufen. Bisher registrierte man fast 200 Todesfälle in der Werft in Tuzla. Die Verletzungen werden überhaupt nicht registriert. Die Berichte der Arbeiter machen deutlich, unter welchen Umständen die Arbeiter arbeiten müssen. „Neulich fiel ein Freund von uns vom Schiff ins Meer. Die Taucher suchten ihn, sie bargen eine andere Leiche von einem Arbeiter, der vor 6 Monaten vom selben Schiff ins Meer gefallen war, keiner wusste es aber. Weil 90 % der Arbeiter unregistriert sind. Von 25 000 Arbeitern sind nur 2000 registriert. Die anderen sind unregistrierte und über Leihfirmen angestellte Tagelöhner.“

Die Bosse tun alles, damit die Details nicht nach außen drängen. Nach den 5 Todesfällen innerhalb von 12 Tagen gab Werftarbeiter Dilaver Ayna der türkischen bürgerlichen Zeitung Sabah ein Interview. Darin sagte er: Ich war Zeuge, wie der Arbeiter gestorben ist. Wir liefen Richtung des Geräusches. Der Arbeiter lag auf den Kabeln. Sein Brust war erdrückt. Aus seinem Mund kam Blut. Seine Lippen war blau. Man hatte es mit der Herzmassage versucht. Danach legte man auf den Arbeiter Kartons und verjagte uns von dem Unfallort. Geht alle zum Arbeiten, haben sie gerufen. Sie sagten auch, dass die Todesursache ein Herzstillstand gewesen wäre, wir sind aber sicher, dass der Stormschlag die Ursache war. Wir fanden den Arbeiter auf den Kabeln.” Die Bosse übten auf Dilaver Ayna Druck aus. Er sollte öffentlich sein Interview dementieren. Weil er es abgelehnt hatte, wurde erst mal der Arbeiter in die Nachtschicht geschickt, und nachher wurde er aus der Werft rausgeworfen.

Allein im Jahre 2009 haben 9 Arbeiter ihr Leben bereits verloren. Die Bosse haben die gerichtliche Immunität bei den Unfällen, wo die Arbeiter umkommen. Bisher wurde kein Boss vor Gericht gestellt und bestraft. Wenn die Arbeiter für die Verbesserung ihrer Lage demonstrieren, verlieren sie gleich ihre Arbeitsplätze. Die Polizei greift auch demonstrierende Arbeiter an. Die Gewerkschaft der Werftarbeiter Limter-Is ist eine Zielscheibe der Polizei, staatlichen Repression und Bosse. Es kam auch vor, dass die Bosse die Arbeiter mit Waffen angegriffen haben, aber trotzdem straffrei geblieben sind.

10. Juli 2009