Solidaritätserklärung der MI

an die Demo vom 23.9.2011 in Fukushima

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir senden aus Deutschland solidarische Grüsse an die Teilnehmer der Demonstration der Lehrer und Erziehungsarbeiter am 23. September in Fukushima.

Das Erdbeben, der Tsunami und das Reaktorunglück bei euch haben die Menschen weltweit bewegt. Den Opfern der Katastrophe gilt unser Mitgefühl.

Schon in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts warnten Wissenschaftler und Umweltaktivisten vor zwei entscheidenden und tödlichen Risiken der Atom-Reaktortechnologie:

  • der Erdbeben-Sicherheit
  • der völlig ungelösten Frage der Endlagerung des Atommülls

Bei uns in Deutschland entwickelte sich ab 1975 über mehrere Generationen hinweg deswegen eine Bewegung gegen die Atomkraftwerke.

Schon damals rechnete die Anti-AKW-Bewegung den Herrschenden vor, dass ihre Behauptungen von der billigen Atomenergie falsch waren, denn alle Risiken dieser Technologie werden der Öffentlichkeit zur Last gelegt, ob durch den Staatshaushalt oder auf andere Weise

Aus Angst vor der Empörung der Bevölkerung hat die deutsche Regierung den Bau weiterer Atomkraftwerke gestoppt. Mit Betroffenheit haben wir gehört, wie skrupellos die Verantwortlichen bei euch in Japan reagieren: sie spielen die Gefahren der Radioaktivität herunter.

Atomkraft-Gegner in Japan werden drangsaliert.

Die Menschen in der betroffenen Region werden im Stich gelassen.

Und besonders empörend sind die Nachrichten von den “Wegwerf-Arbeitern”, die bei den Aufräumarbeiten im Todesreaktor eingesetzt werden und wurden.

Wir möchten die Frage aufwerfen, wie es zu einem solchen Unglück kommen konnte, nach Harrisburg und nach Tschernobyl.

Was sind das für Menschen, die wie die Verantwortlichen von TEPCO und in der Regierung wider besseres Wissen Leben und Gesundheit von so vielen Menschen aufs Spiel setzen?

Kann soviel Skrupellosigkeit und Korruptheit möglich sein?

Es wäre aber ein Fehler, in der Skrupellosigkeit der Verantwortlichen die wirkliche Ursache für die Gefahr durch AKWs zu sehen. Natürlich sind diese Menschen skrupellos und gewissenlos.

Aber die wahre Macht hinter diesen Gesichtern sind die Apparate des Kapitals.

Diese Apparate dienen den großen Trusts und Konzernen, die unsere Welt beherrschen.

In Deutschland hat die Regierung zwar unter dem Druck der Bevölkerung die Atomenergie gestoppt, aber deutsche Konzerne sind weiterhin weltweit führend im Bau und in der Ausrüstung von Atomkraftwerken.

Wenn Atomkraftwerke in Deutschland nicht mehr gebaut werden können, dann sollen sie eben anderswo gebaut werden. Aber Radioaktivität kennt keine Grenzen.

Dem Kapital geht es um Absatz, um Rendite, kurz, um Profit. Die Lebensinteressen der Menschen sind ihnen gleichgültig.

Vor mehr als 150 Jahren schon analysierte Karl Marx, daß der kapitalistische Fortschritt mit den Leiden der Werktätigen bezahlt wird. Heute erleben wir , daß die Produktivkräfte der Menschheit. in großem Maßstab in Destruktivkräfte verwandelt.werden. Menschen sind nur noch kalkulierbares Verbrauchsgut im wirtschaftlichen Prozess. Wirklicher Fortschritt findet für die Menschheit nicht mehr statt.

Es ist deshalb Zeit, daß arbeitenden Menschen ihr Schicksal gemeinsam in die eigenen Hände nehmen und ihre Kräfte im eigenen Interesse nutzen, in Japan und weltweit.

Euer Kampf ist auch unser Kampf. Hoch die internationale Solidarität! Danketsu!

Wir möchten dieses japanische Wort in Respekt auf die große Tradition der japanischen Arbeiterbewegung aufgreifen und euch zurufen:

Lasst uns über die Kontinente hinweg Danketsu aufbauen!

Stehen wir zusammen gegen Atomkraftwerke und gegen den Kapitalismus, der die Todesreaktoren hervorgebracht hat!

Lasst uns vielfältige Verbindungen aufbauen zwischen deutschen und japanischen Arbeitern, und darüber hinaus mit den Arbeitern auf der ganzen Welt!

Stoppt die Atomwirtschaft weltweit!

Danketsu! Ganbaro!

(Zusammenhalt/Solidarität! Kämpfen wir zusammen!)

Marxistische Initiative

(Deutschland).