Der nachfolgende Text wurde Ende 1984, zunächst nur konzipiert als Kritik an dem Buch Die "Zukunft der Grünen - Grundlagen des politischen Projekts eines ökologischen Sozialismus", der beiden damals führenden ökosozialistischen Politiker der Grünen geschrieben. Er wurde jetzt um das Kapitel Exkurs zu Wolfgang Harich erweitert. Damals wurde der Text nur in kleinster Auflage als Kopie zur Selbstverständigung einer Gruppe von Linken in den Grünen genutzt. Auf Anregung eines der damaligen Leser wird er hier erneut veröffentlicht, geringfügig überarbeitet, um auf einige weitere Quellen zu verweisen, aber ohne jede inhaltliche Veränderung.
Der Text ist weit mehr als nur eine Buchkritik. Er arbeitet vielmehr das grundlegende Verhältnis von Marxismus und Ökologie auf und setzt sich dabei mit vielen wichtigen Fragen auseinander, die die Ökologiebewegung dem Marxismus gestellt hat.
In ihrem Buch "Die Zukunft der Grünen" (Hamburg,1984) versuchen Thomas Ebermann und Rainer Trampert, eine Theorie des Ökosozialismus zu entwickeln. Sie grenzen sich dabei von bisherigen Versuchen ab, eine ökosozialistische Politik auf den Marxismus zu stützen. Zugleich bemühen sie sich, mit Marx und Engels selbst sowie mit sozialistischen Traditionen der Arbeiterbewegung abzurechnen. Das hindert sie nicht daran, an einigen Versatzstücken der marxistischen Theorie festzuhalten. Auffällig ist bei ihrer Kritik der eklektische Umgang und die oberflächliche Auseinandersetzung mit der marxistischen Theorie. Eine Art des Herangehens, die sie mit anderen Marx-Kritikern teilen, die so mit der sozialistischen Bewegung fertig werden wollen.
Die Autoren werden dabei letztlich Opfer ihrer eigenen Schwächen. Anstatt eine Strategie und ein Handlungskonzept für die Grünen anzubieten, den Grünen einen Ausweg aus ihrer Krise zu weisen, enden sie bei der Hoffnung, durch die Thematisierung von "radikalen Bedürfnissen" im Parlament die Grünen mit Hilfe der Tolerierungstaktik irgendwann einmal zum Heil gelangen zu lassen. Eine Zukunftsperspektive ist das nicht.
Die Grünen bedürfen aber einer solchen Perspektive. Mit den bisherigen Mitteln kommen sie nicht weiter. Ein Ökosozialismus, der den Grünen den Weg in die Zukunft weisen will, muß tatsächlich die Frage beantworten, von welchen Grundlagen das Projekt eines ökologischen Sozialismus ausgeht. Insofern hat eine kritische und gründliche Auseinandersetzung mit dem Konzept von Ebermann und Trampert eine politische Funktion.
Ebermann und Trampert (E./T.) hängen ihre Auseinandersetzung mit den "Klassikern" an einem Zitat auf, das von einigen Autoren bislang als Beweis für die "Qualität" der Klassiker angeführt wurde. Sie benutzen ihrerseits das Zitat, um Engels einen "unhaltbar gewordenen Optimismus" hinsichtlich der Erkenntnismöglichkeiten der Menschheit vorzuwerfen.
Diese für ihre Konzeption grundlegende Kritik begründen sie mit der tatsächlichen Entwicklung der wissenschaftlichen Erkenntnis der Langzeitwirkungen (Folgewirkungen) konkreten wirtschaftlichen Handelns.
Das Ganze beruht auf demselben Mißverständnis, das sie diversen Marx-Apologeten vorwerfen, nämlich dem Versuch, ausgehend von einzelnen Zitaten die "Qualität" der Klassiker zu belegen. E./T. verkehren diese Methode nur in ihr scheinbares Gegenteil. Sie versuchen, die "Fehler" der Klassiker mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten zu beweisen.
In der Tat spricht Engels davon, daß "wir", die Menschheit, mit jedem Tag lernen, die Gesetze der Natur richtiger zu verstehen und anzuwenden [1]. Hätten E./T. bei den "Klassikern" nur zwei Seiten weitergelesen, hätten sie bemerkt, daß Engels mit seiner Aussage keineswegs beabsichtigte, eine Aussage unabhängig vom weiteren konkreten Geschichtsverlauf zu machen: "Um diese Regelung aber durchzuführen, dazu gehört mehr als die bloße Erkenntnis. Dazu gehört eine vollständige Umwälzung unserer bisherigen Produktionsweise und mit ihr unsrer gesamten gesellschaftlichen Ordnung"[2] schreibt Engels . Er machte also seine Aussage mit der Einschränkung (bzw. vor dem Hintergrund) der Erwartung einer relativ kurzfristig bevorstehenden Umwälzung der kapitalistischen Produktionsweise. E./T. halten dem weitere 90 Jahre kapitalistisch determinierter Entwicklung der Wissenschaft entgegen...
Dies wäre allein möglich, wenn Marx und Engels von einer klassenunabhängigen Wissenschaftsentwicklung ausgegangen wären. Dies war jedoch nicht der Fall: "Das Bestehen einer herrschenden Klasse wird täglich mehr ein Hindernis für die Entwicklung der industriellen Produktivkräfte und ebensosehr für die der Wissenschaft, der Kunst und namentlich der gebildeten Umgangsformen".[3] Damit nicht genug. Das Ausmaß der Vergewaltigung von Engels wird erst im ganzen Umfang deutlich, wenn man den Zweck und das Motiv der Engels'schen Schrift "Dialektik der Natur" berücksichtigt, nämlich den der Kritik der bürgerlichen Naturwissenschaft und ihrer der Wirklichkeit widersprechenden Parzellierung der Erkenntnis: "...an jede einzelne Wissenschaft die Forderung..., über ihre Stellung im Gesamtzusammenhang der Dinge und der Kenntnis von den Dingen sich klar zu werden".[4] Und: "Gerade die Dialektik ist aber für die heutige Naturwissenschaft die wichtigste Denkform, weil sie allein... die Erklärungsmethode bietet für die in der Natur vorkommenden Entwicklungsprozesse im ganzen und großen..."[5].
Die Kritik von E./T. läuft damit hinsichtlich der entscheidenden Frage ins Leere: Ist es generell möglich, sich über die Folgewirkungen der wirtschaftlichen Produktion auf dem Wege wissenschaftlicher Erkenntnis so weit Klarheit zu verschaffen, daß nicht gegen Naturgesetze verstoßen wird? Ist es möglich, menschliche Produktion (die ja immer Eingriff - in die Natur bedeutet) so zu regeln, daß die Erde kommenden Generationen in ihrer natürlichen Vielfalt durch Rücksichtnahme auf ökologische Kreisläufe erhalten bleibt?
Marx und Engels haben diese Frage mit den einschränkenden Voraussetzungen bejaht, daß erstens naturwissenschaftliche Forschung abzielt nicht allein auf isolierte Vorgänge, sondern auf Gesamtumwelterkenntnis und zweitens, daß die Produktion (als wesentlicher Eingriff in die Natur) dieser Art menschlicher (und nicht kapitalistisch deformierter) Erkenntnis untergeordnet wird:
"Nicht in der geträumten Unabhängigkeit von den Naturgesetzen liegt die Freiheit, sondern in der Erkenntnis der Gesetze, und in der damit gegebenen Möglichkeit, sie planmäßig zu bestimmten Zwecken wirken zu lassen. Es gilt dies sowohl auf die Gesetze der äußeren Natur, wie auf diejenigen, welche das körperliche und geistige Leben der Menschen selbst regeln - zwei Klassen von Gesetzen, die wir höchstens in der Vorstellung, nicht aber in der Wirklichkeit voneinander trennen können." [6]
Engels betont an anderer Stelle ausdrücklich, daß die Mißachtung der Naturgesetze schon immer fatale Folgen für die Menschheit hatte: "So werden wir bei jedem Schritt daran erinnert, daß wir keineswegs die Natur beherrschen, wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht, wie jemand, der außer der Natur steht - sondern daß unsere ganze Herrschaft darin besteht, im Vorzug vor den anderen Geschöpfen ihre Gesetze erkennen und richtig anwenden zu können.
... Je Mehr dies aber geschieht, desto mehr werden sich die Menschen wieder als Eins mit der Natur nicht nur fühlen, sondern auch wissen, und je unmöglicher wird jene widersinnige und widernatürliche Vorstellung von einem Gegensatz zwischen Geist und Materie, Mensch und Natur, Seele und Leib, wie sie seit dem Verfall des klassischen Altertums in Europa aufgekommen und im Christentum ihre höchste Ausbildung erhalten hat." [7]
Richtig ist die Position E./T.'s nur mit der entscheidenden Einschränkung, daß eine Harmonie zwischen Mensch und Natur auf der Basis der historisch gewordenen, kapitalistischen Produktivkräfte unmöglich ist. Die kapitalistische Produktionsweise und ihre historischen Vorgänger, schreibt Engels, "sind nur auf Erzielung des nächsten, unmittelbarsten Nutzeffekts der Arbeit ausgegangen. Die weiteren, erst in späterer Zeit eintretenden, durch allmähliche Wiederholung und Anhäufung wirksam werdenden Folgen bleiben gänzlich vernachlässigt"[8]. Es versteht sich von selbst, daß bei einer Aufrechterhaltung dieses organisierten Irrationalismus während der letzten 90 Jahre bei gigantisch angewachsener materieller Produktion Fehlentwicklungen eintreten mußten, die heute die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit bedrohen. Was für den einzelnen Kapitalisten produktiv war und ist, mußte und muß es nicht für die Gesellschaft sein, die die Altlasten zu sanieren haben wird und die sich selbstverständlich von einigen dieser "Produktivkräfte", die zu Destruktivkräften geworden sind, befreien muß.
Dies ist sicherlich ein Problembereich, den Marx und Engels nicht voll übersehen haben. Wie sollten sie? Die "Klassiker" haben dies auch nicht beansprucht. Die Vorstellung, sie und ihre Werke als abgeschlossenes System von Wahrheiten anzusehen, die unter Ersparung eigener Denkarbeit scholastisch ausgeschlachtet werden könnten, können nur hartgesottene Dummköpfe haben. Engels selbst bezeichnete es als "lächerlich, unseren jetzigen Anschauungen irgendwelche absolute Gültigkeit zuschreiben zu wollen" [9].
Absolute Gültigkeit können die Lösungen sicherlich nicht beanspruchen, die Marx und Engels für die Lösung von Umweltproblemen im Auge hatten: Recycling im großen Maßstab (das bei verschiedenen "Abfällen" wie Dioxinen, radioaktivem Material etc. nichts löst) und der Ausgleich von Stadt und Land (der angesichts der angewachsenen Destruktivkräfte nur teilweise Probleme löst, da er Belastungen letztlich nur verteilt) und der Gedanke an geschlossene Stoffkreisläufe in Industrie und Landwirtschaft[10]. Die heute vor uns liegenden Probleme sind komplexer und größer. Sie zwingen zu tiefen Einschnitten in die materielle Struktur des bestehenden gesellschaftlichen Produktionsapparates, zum Abbau von Destruktivkräften und zur Neuorganisation von Grund auf. Soweit ist E./T. zuzustimmen. Zu einer Kritik an Marx und Engels, die diesen beiden Theoretikern die Dummheit ihrer Apologeten aus der Schule der deutschen ML-Bewegung der 70-er Jahre und der der KPD zuschreibt, zwingt sie nicht. Diese Art, mit Marx und Engels "fertig" zu werden. ist zumindest bedenklich. Zudem bleibt die Logik dieser Kritik völlig verborgen. Eigene methodologische Grundlagen werden dabei nicht offen gelegt. Man kann keine geschlossene Konzeption entwickeln, wenn man das Marx’sche Werk als Zitatensteinbruch ohne Rücksicht auf Sinnzusammenhänge benutzt.
Ebermann und Trampert betonen zu Recht, daß die “kapitalistische Gesellschaftsformation überwunden werden muß” [11]. Sie begründen dies zunächst plakativ mit dem Zusammenhang zwischen der "gegenwärtigen Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit ... mit den inneren Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Produktionsweise". Konkret benennen sie dann den "Zwang zum Wachstum und die Erfordernisse der kapitalistischen Konkurrenz".
Sie hätten sich gründlicher mit den inneren Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Entwicklung herumschlagen sollen. Sie hätten dann entdeckt, daß ein Zitat von Ex-Wirtschaftsminister Schiller, mit dem der "Neuen Industriegesellschaft" als "Expansivgesellschaft" bescheinigt wird, zu ihr gehöre "der Drang nach Steigerung und zur Ausbreitung eines hohen Lebensstandards" [12] pure kapitalistische Ideologie ist.
"Wachstum" ist als solches keine Dauertendenz und vor allem keine gesamtgesellschaftliche Tendenz im heutigen Kapitalismus. Im Kapitalismus führt im Gegenteil gerade das tatsächlich vorhandene Streben nach einer ständigen Entfaltung und Entwicklung der Produktivkräfte des Kapitals zu Kollisionen mit den begrenzten Aufnahmekapazitäten der Märkte - und dies periodisch, solange der Kapitalismus existiert: "Die Produktionsweise rebelliert gegen die Austauschweise; die Produktivkräfte rebellieren gegen die Produktionsweise, der sie entwachsen sind... Der gesamte Mechanismus der kapitalistischen Produktionsweise versagt unter dem Druck der von ihr selbst erzeugten Produktivkräfte. Sie kann diese Masse von Produktionsmitteln nicht mehr alle in Kapital verwandeln; sie liegen brach, und eben deshalb muß auch die industrielle Reservearmee brachliegen... ;der Überfluß wird Quelle der Not und des Mangels' (Fourier), weil er es gerade ist, der die Verwandlung der Produktions- und Lebensmittel in Kapital verhindert. Denn in der kapitalistischen Gesellschaft können die Produktionsmittel nicht in Tätigkeit treten, es sei denn sie hätten sich zuvor in Kapital, in Mittel zur Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft verwandelt"[13].
Die Krise gehört daher ebenso wie das Wachstum zu den periodischen Erscheinungen der kapitalistischen Produktionsweise. In der Krise wird das vorhandene Kapital brachgelegt, vergeudet, zerstört. Die Konkurrenz ist das Mittel, durch das sich entscheidet, wessen individuelles Kapital zerstört wird. Aber dies ist nur der Standpunkt des Kapitalinteresses. Die ökologische Kehrseite dieser Kapitalvernichtung ist die Vergeudung von Rohstoffen, die Ausplünderung der Natur, die Verelendung großer Teile der Menschheit.
Die Tatsache, daß es in den vergangenen Jahrzehnten den wichtigsten kapitalistischen Ländern lange gelungen ist, bezüglich der wichtigsten Industriezweige die Brachlegung und Zerstörung vorhandenen Kapitals zu "exportieren" kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Weltmarkt heute wieder so eng geworden ist, daß die Krise zu einer Dauerkrise geworden ist, die auch in Europa, Japan und den USA wieder "neue Armut" erzeugt hat.
Wichtig ist jedoch, daß gesamtwirtschaftlichen Expansionsphasen im Kapitalismus notwendig die Zerstörung, Vergeudung und Entwertung aufgehäufter Waren und Kapitalmassen vorhergehen muß. E./T. übersehen, daß der Zwang zur individuellen Kapitalakkumulation, zum "Wachstum", die beständige Tendenz zur Überproduktion und damit zur Krise und Vernichtung von gesellschaftlich produziertem Kapital in sich birgt. Daß sie sich auf den SPD-Politiker Schiller berufen, erscheint geradezu als Ironie der Geschichte. Schiller scheiterte u.a. daran, daß sich seine keynesianische Theorie der Möglichkeit eines stetigen gesamtwirtschaftlichen Wachstums als Wunschtraum entpuppte.
Dieser Exkurs in innergesellschaftliche Widersprüche der kapitalistischen Produktionsweise erleichtert zugleich einen Blick auf den notwendigen, systembedingten Zusammenhang von Kapitalismus und Umweltzerstörung:
Der individuelle Zwang zur Kapitalakkumulation, um die periodischen Krisen zu überleben, d.h. um eine weitere Verwertung des Kapitals zu sichern, zwingt den individuellen Kapitalisten, sich nur um den unmittelbaren Nutzeffekt der Produktion zu kümmern. Dieser unmittelbare Nutzeffekt ist für ihn der Profit sowie die Intensivierung und die Ausdehnung der Kapitalakkumulation. Den Gegenständen der Produktion als Gebrauchswerten mit konkreten nützlichen oder gefährlichen Eigenschaften steht er gleichgültig gegenüber. Ihn interessiert weder, was mit den produzierten Gegenständen nach dem Verkauf geschieht, noch was für entfernter liegende Folgewirkungen die Produktion dieser Gegenstände zeitigt.
Es ist natürlich richtig, daß die kapitalistische Wirtschaft mit ihrer Produktion um der Produktion willen zu einer maßlosen Ausdehnung tendiert. "Die kapitalistische Produktion entwickelt nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles gesellschaftlichen Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter."[14] Und: Sie, die kapitalistische Produktionsweise, ist dabei "durchaus verschwenderisch mit dem Menschenmaterial, ganz, wie sie andererseits, dank ... der Manier der Konkurrenz, sehr verschwenderisch mit den materiellen Mitteln umgeht und auf der einen Seite für die Gesellschaft verliert, was sie auf der anderen für den einzelnen Kapitalisten gewinnt."[15]
Natur ist dem Kapitalisten von seinem ökonomischen Standpunkt aus verbrauchbarer Rohstoff, Ware oder - wenn möglich - gratis genutztes Mittel, seinen Profit zu mehren. Da die Profitmaximierung systembedingt Priorität genießt, wohnt dem Kapitalismus eine Tendenz zum Raubbau an der Natur inne.
Dazu schrieb Marx (bereits zu Anfang der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts!): "Vom Standpunkt einer höheren ökonomischen Gesellschaftsformation wird das Privateigentum einzelner Individuen am Erdball ganz so abgeschmackt erscheinen wie das Privateigentum eines Menschen an einem anderen Menschen. Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias (gute Familienväter) den nachfolgenden Generationen zu hinterlassen " [16].
Die ökologische Schädlichkeit des Kapitalismus folgt nicht nur zwangsläufig aus der Priorität des Profits. Sie ergibt sich auch aus dem Widerspruch zwischen der gesellschaftlichen (arbeitsteiligen) Produktion und der privaten kapitalistischen Form der Aneignung, nämlich zwischen der Organisation der Produktion in der einzelnen Fabrik und der Anarchie der Produktion in der ganzen Gesellschaft [17]. Vom Standpunkt des individuellen Kapitalisten sind die Folgewirkungen der Produktion (die ja immer Eingriffe in Naturzusammenhänge bedeuten) grundlegend unberechenbar[18]. Da er nur seinen eigenen Produktionsprozeß kontrolliert, kann er dessen Auswirkungen auf den (wortwörtlich) natürlichen Gesamtzusammenhang nicht vorhersehen [19].
Selbst die scheinbare Unschädlichkeit seiner Produktion allein unterstellt, kann diese mit den Auswirkungen der Produktion anderer Kapitalisten zusammen destruktiv auf die Natur wirken. Durch die Anhäufung von allein und für sich genommen tolerierbaren Wirkungen können irreparable Schäden hervorgerufen werden.
Die gesellschaftliche Organisation und Planung der Wirtschaft ist notwendige Voraussetzung für eine Kontrolle der Eingriffe dieser Gesellschaft in die Natur. Die beste Kenntnis der Naturzusammenhänge nützt nichts, wenn Eingriffe ungeplant und chaotisch stattfinden. Es muß dann notwendig zu schwerwiegenden Verstößen gegen Naturgesetze kommen. - Von daher bieten alle Versuche von Bahro und seinen Jüngern, ökologische Probleme durch “selbstgenügsame” Kleinkommunen, durch die Auflösung industrieller Großkomplexe etc. in den Griff bekommen zu wollen, auch keine ökologischen Perspektive. Derartige Projekte fallen letztlich noch hinter Marxens Ausgleich von Stadt und Land zurück; denn dieser wollte weder auf gesamtgesellschaftliche Planung noch auf eine völlig umgewälzte Forschunq verzichten. Andererseits bietet die Vergesellschaftung der Produktionsmittel nur eine der notwendigen Voraussetzungen für eine ökologisch verantwortliche Produktionsweise[20].
Eine Regelung der gesellschaftlichen Eingriffe in die Naturzusammenhänge bleibt ökologisch solange sinnlos, wie die Naturzusammenhänge selbst unbekannt bleiben. Ein gesamtgesellschaftlicher Überblick über Art und Ausmaß der Eingriffe würde allerdings die Erkenntnis von Ursachen und Wirkungen erleichtern und damit der Wissenschaft von den natürlichen Gesamtzusammenhängen (ökologische Kreisläufe) enorme Anstöße geben können. Gar nicht davon zu sprechen, daß erst eine Gesellschaft, die allgemein an den Ergebnissen der Produktion als Mitteln zur menschlichen Bedürfnisbefriedigung interessiert ist, ein primäres Bedürfnis an einer derartigen Wissenschaft haben kann. Der Kapitalismus ist auch zum Hindernis für die Entwicklung der Wissenschaft geworden [21]. Dies gilt aber nur in dem Sinne, daß die freie, an allgemein menschlichen Bedürfnissen orientierte Wissenschaft behindert wird. Die massenhafte Integration von Forschung und Produktion wird keineswegs verhindert[22]. Aber sie führt dazu, daß die Wissenschaft und daß Wissenschaftler nicht mehr frei sind. Dazu Albert Einstein: "Sie haben mich gefragt, was ich von Ihrem Artikel über die Stellung der Wissenschaftler in Amerika halte. Anstatt zu versuchen, das Problem zu analysieren, möchte ich meine Gefühle in einer kurzen Bemerkung zusammenzufassen: Wenn ich nochmals ein junger Mann wäre und zu entscheiden hätte, wie ich meinen Lebensunterhalt erwerben wollte, ich würde nicht versuchen, Wissenschaftler, Gelehrter oder Lehrer zu werden. ich würde mich eher entschließen, Klempner oder Hausierer zu werden, in der Hoffnung, jenes bescheidene Maß an Unabhängigkeit zu finden, das unter den heutigen Umständen noch erreichbar ist." [23] Die Wissenschaft dient heute nahezu ausschließlich dem Interesse des Kapitals an seiner Verwertung als Kapital. Der Zweck der Forschung ist destruktiv: vier von fünf Forschern betreiben Rüstungsforschung. Diese ist bestenfalls nur für die Rüstungsindustrie produktiv. Daran ändern auch die letztlich ideologisch motivierten Hinweise auf zivile Abfallprodukte dieser Forschung nichts. Diese würden als direkte Forschungsziele mit weit weniger Aufwand erreicht.
Hier sei hinzugefügt, daß die Integration von Wissenschaft und Produktion auch in anderen Bereichen als der Rüstungsproduktion durchaus zweifelhafte Ergebnisse zeitigt. Dies hat z.B. Joseph Weber schon 1956 kritisiert:
" Was das kapitalistische System aus unserer Umwelt gemacht hat, nämlich aus Land, Wäldern, Wasser, Luft, Tier- und Pflanzenwelt usw., ist so offensichtlich, daß keine besondere Erklärung erforderlich ist. Viel weniger offensichtlich sind die Konsequenzen, die diese Veränderungen unserer Umwelt für uns selbst, für unser physisches und geistiges Dasein haben. Unsere Nahrungsmittel sind vergiftet und werden immer minderwertiger durch Anwendung wissenschaftlicher Methoden und Verfahren in der landwirtschaftlichen und industriellen Produktion. Die treibende Kraft hinter dieser Produktionsweise, deren gehorsamster Diener die Wissenschaft ist, ist keineswegs Befriedigung unserer Bedürfnisse und noch weniger Sorge um unser Wohlergehen, sondern Profit und pausenlos Konkurrenz im Interesse größerer Profite als Notwendigkeit im Kampf ums Dasein. Dieser Begriff ist selbst in der Zoologie höchst problematisch, wird aber in böswilliger apologetischer Absicht von Wissenschaftlern und Ideologen auf die menschliche Gesellschaft angewandt, um die Gesetze, durch die sie regiert wird, auf diejenigen zu reduzieren, denen angeblich das Vieh unterliegt. Diese Anwendung allein spricht Bände über unser Bewußtsein und unsere intellektuelle Produktion, besonders, wenn man im Auge behält, daß Bewußtsein Gewissen umfaßt. Der soziale Prozeß hat zu einem Punkt geführt, wo die Extreme sich berühren und, ineinander übergehend, eine Einheit bilden, die in der paradoxen, aber wahrhaft wissenschaftlichen Formal ausgedrückt werden kann: Das Zeitalter der verfallenden bürgerlichen Gesellschaft, das Zeitalter der Wissenschaft par excellence, ist das unwissenschaftlichste, durch das die Gesellschaft je gegangen ist; und das Gesetz der schwindenden Erkenntnis geht Hand in Hand mit dem Gesetz der verminderten Qualität in allen Zweigen der materiellen und geistigen Produktion, bezeichnend genug mit Ausnahme der Kriegsproduktion. Was die materielle Produktion angeht, so ist klar erkenntlich, daß die aus der Anwendung wissenschaftlicher Methoden entstehenden Übel ständig größer werden und unser Leben obendrein unmittelbar durch die Atomversuche bedroht ist."[24]
Weber, der die negativen Folgen des Kapitalismus schon zu einer Zeit umfassend erfaßte, als sowohl die Wirtschaftswunderenthusiasten wie auch die sozialdemokratisch dominierte westdeutsche Arbeiterbewegung das hohe Lied des Kapitalismus sangen, ließ sich gleichwohl von der Logik und überzeugenden Kraft seiner Argumentation über das Ziel hinaustreiben. Es ist kaum zu bestreiten, daß sich wenigstens in den imperialistischen Metropolen die Lebensqualität breitester Teile der Bevölkerung per Saldo verbessert hat. Anders wäre die ideologische Reintegration großer Teile der Arbeiterbewegung nicht zu erklären. Trotzdem bleibt Weber lesenswert und auch heute noch den meisten Ökologen in dieser Frage überlegen.
Eine grundlegende Umgestaltung der Gesellschaft, nicht nur im Bereich der Produktion (als dem zentralen Bereich des Eingriffs der Menschen in die Natur) würde die Voraussetzungen schaffen für die Erschließung von Erkenntnissen, an denen das Kapital kein Interesse hat (und nach denen wegen des fast völligen Kapitalmonopols über die Bestimmung wissenschaftlicher Erkenntnisziele im Kapitalismus so gut wie nicht geforscht wird, von den Forschungsergebnissen, die im Panzerschrank verschwinden, gar nicht erst zu reden). Wenn im Rahmen des Kapitalismus überhaupt ökologische Forschung stattfindet, dann systembedingt mit zwei Vorgaben:
Erstens: Als Forschung für individuelle Kapitalisten im Rahmen der Suche nach profitabler Abfallverwertung (Recycling) als Sphäre der Kapitalverwertung. "Umweltschutz findet insoweit nur statt, als das Recycling Rohstoffe zu niedrigeren Preisen liefert als bei deren Urproduktion [25]. Dies schließt grundsätzlich die Tendenz zur "kolossalen Verschwendung" von Rohstoffen in der kapitalistischen Wirtschaft ein[26]. Das lange Überleben der kapitalistischen Produktionsweise und ihre katastrophalen Auswirkungen auf die Umwelt liefert schlagend den Beweis, daß es insoweit keine wirksame Tendenz zur ökologischen Selbstreinigung des Kapitalismus gibt.
Zweitens: Schließlich ist im Kapitalismus Forschung zum Zweck ökologischer Schadensbegrenzung möglich, soweit a) die Existenz von Arbeitskräften als natürlichen Produktionsbedingungen in Frage gestellt wird und b) der bürgerliche Staat durch massenhaften Widerstand zu einer Begrenzung des kapitalistischen Raubbaus an Mensch und Natur gezwungen wird. Dieser Mechanismus, der Schäden nicht verhindert, sondern massive (und auch irreparable) Schäden voraussetzt, wurde bereits von Rosa Luxemburg beschrieben:
"Gleich die ersten paar Jahrzehnte der unumschränkten Wirtschaft der Großindustrie haben eine so vernichtende Wirkung auf die Gesundheit und Lebensumstände der arbeitenden Volksmasse ausgeübt, eine so ungeheure Sterblichkeit, Kränklichkeit, physische Verkrüppelung, geistige Verwahrlosung, epidemische Krankheiten, militärische Untauglichkeit erzeugt, daß der Bestand selbst der Gesellschaft aufs tiefste bedroht erschien. Es war klar, daß, falls dem naturwüchsigen Drang des Kapitals nach Mehrwert nicht vom Staate Zügel angelegt werden, er über kurz oder lang ganze Staaten in Riesenkirchhöfe verwandeln wird, auf denen nur Knochen der Arbeiter sichtbar wären. Aber ohne Arbeiter keine Ausbeutung der Arbeiter. Das Kapital mußte also im eigenen Interesse, um sich für die Zukunft die Ausbeutung zu ermöglichen, der Ausbeutung in der Gegenwart einige Schranken setzen [27].
Eine Forschung, die den Menschen und seine Bedürfnisse zu ihrem Erkenntniszweck erhebt, ist im Kapitalismus nur am Rande und in unbedeutendem Ausmaß möglich (gemessen an der Forschung insgesamt). Wird berücksichtigt, welche ungeheuren Leistungen und Erkenntnisse die kapitalistisch determinierte Forschung erbracht hat, so ist schwer einzusehen, weshalb der Pessimismus von Ebermann und Trampert zur Grundlage einer ökosozialistischen Politik gemacht werden sollte. Wer weitere Zusammenhänge grundsätzlich für unerforschbar hält, wird immer eine Tendenz zur Begrenzung von Forschungstätigkeit an den Tag legen.
Eine ökologisch verantwortungsbewußte Produktion im Anschluß an eine grundlegende Umgestaltung der Gesellschaft muß sich sicherlich ihrer relativen Unwissenheit über deren Auswirkungen auf die Natur bewußt sein. Eine sich ihrer selbst bewußte Gesellschaft kann diese Unwissenheit jedoch nicht zu ihrer Maxime machen. Die Maxime kann nur mit Engels lauten, die Unwissenheit zu minimieren:
"Ein umfassendes, ein für allemal abschließendes System der Erkenntnis von Natur und Geschichte steht im Widerspruch mit den Grundgesetzen des dialektischen Denkens; was indes keineswegs ausschließt, sondern im Gegenteil einschließt, daß die systematische Erkenntnis der gesamten äußeren Welt von Geschlecht zu Geschlecht Riesenschritte machen kann [28].
Der Umstand, daß auch in den nichtkapitalistischen Ländern Raubbau an der Natur stattfindet, daß auch dort Umweltvernichtung in gigantischem Maßstab stattfand und stattfindet, sollte für Ökosozialisten eine Herausforderung darstellen. Die Feststellung von E./T., dies sei der Beweis, daß die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln noch keine Lösung der Krise der äußeren Natur erbringe [29], ist letztlich mehr als banal. Eine derartige Behauptung hat niemand aufgestellt. Selbst Theoretiker, die nur über eine gediegene marxistische Halbbildung verfügen, haben nie mehr gesagt, als daß die Abschaffung des Privateigentums eine - wenngleich notwendige - Voraussetzung für eine sozialistische Gesellschaft ist.
Die eigentliche zentrale politische Frage ist doch die, weshalb es in der UdSSR und in anderen Ländern, in denen das Privateigentum an Produktionsmitteln abgeschafft wurde, keine nennenswerten Fortschritte im Hinblick auf eine Harmonisierung des Verhältnisses zwischen menschlicher Gesellschaft und Natur gegeben hat. E./T. begnügen sich mit der nichtssagenden Feststellung, daß dort das kapitalistische Konsumtionsmodell weiterexistiert [30], daß die Steigerung der Arbeitsproduktivität und die Anpassung der Arbeitskräfte an das Industriesystem "zum ehernen Gesetz erklärt" wurde [31].
Sie verweisen darauf, daß Sozialisten im 19. Jahrhundert zunächst die kapitalistische Akkumulation und technische Umwälzungen unterstützten, weil sie von dem Glauben inspiriert waren, der Kapitalismus werde auf diese Weise schneller untergehen. So, glauben sie, sei die Bestimmung über die Art und Weise der Naturumwandlung und der Stellung des umwandelnden, des produzierenden Menschen zu den Akten gelegt worden[32]. Allein in Lenins These vom Verfaulen der Produktivkräfte im Imperialismus habe noch einmal eine Chance gelegen, diese Thematik für eine sozialistische Politik wiederzugewinnen. Diese Chance sei aber unter Stalin vertan worden ("produktivistische Orientierung auf den Aufbau des Sozialismus in einem Land”[33].
So wichtig es ist, das ideologische Bild des Sozialismus zu entzerren, den real existierenden Karikaturen auf den Sozialismus wieder eine an grundlegenden menschlichen Bedürfnissen orientierte konkrete Utopie entgegenzusetzen, so untauglich ist es, die Realität in den nichtkapitalistischen Ländern auf eine falsche Ideologie zurückführen zu wollen. Umgekehrt: Die Maxime der Systemkonkurrenz, die Maxime des Wettlaufs mit der kapitalistischen Technik und damit verbunden das Fortbestehen der hierarchisch-autoritären Arbeitsorganisation, wäre aus den realen gesellschaftlichen Verhältnissen heraus zu erklären.
Würden die frei assoziierten Produzenten über Produktionsziele bestimmen, den entscheidenden Einfluß darüber haben, wie produziert wird, so wäre schlechterdings unerklärlich, weshalb sich diese Produzenten für unmenschliche Arbeitsbedingungen, für die Zerstörung ihrer Umwelt, für trübe Wohnverhältnisse etc. entschieden haben sollten. Im Gegenteil. In einem solchen Falle wären die Produzenten längst neue Verhältnisse untereinander eingegangen, hätten sich die Individuen und ihr Bedürfnissystem schon seit Jahrzehnten qualitativ verändert, könnte von Versuchen, den Kapitalismus zu kopieren, keine Rede mehr sein. Derartige Verhältnisse existieren jedoch nicht. Am "real existierenden Sozialismus" ist eben alles mögliche real - nur nicht der Sozialismus.
Die Verfügungsgewalt liegt nicht bei den Produzenten, sondern bei einer sozial und politisch verselbständigten Bürokratie. Es gibt Verstaatlichung aber keine bzw. völlig unzureichende reale Vergesellschaftung. Produktion und Forschung sind nicht an den Bedürfnissen der Gesellschaft orientiert, sondern an den Herrschaftsinteressen der bürokratischen Kaste. Die Bürokratie muß dabei bei Strafe ihres Unterganges verhindern, daß sich die Produzenten "frei assoziieren", sie muß sie wenigstens so vereinzeln, wie dies im Kapitalismus der Falle ist. Sie muß schließlich im Interesse der Sicherung ihrer Herrschaft die sozialen, allgemein menschlichen bzw. "radikalen" Bedürfnisse ebenso betäuben und kompensieren wie im Kapitalismus. Insofern ist die Maxime der Systemkonkurrenz, das Versprechen den Kapitalismus zu überholen, notwendige Rechtfertigungsideologie der herrschenden Bürokratie. Mit Sozialismus im Sinne von Marx hat das wenig zu tun. Mensch und Natur bleiben dabei auf der Strecke.
Dies wurde von vielen nicht-stalinistischen, marxistischen Kritikern der Arbeiterstaaten seit Jahrzehnten hervorgehoben und muß an dieser Stelle nicht vertieft werden. Es waren demgegenüber gerade die Ideologen des Kapitalismus, die seit Ende der sechziger Jahre behaupten, dem Beginn der neuen Umweltdiskussion, es handele sich bei der ökologischen Krise um systemneutrale Probleme von Industriegesellschaften. In der Regel ging dies einher mit technokratischen Vorstellungen, wonach jede moderne Industriegesellschaft Experten brauche, die an zentraler Stelle, aber natürlich wissenschaftlich fundiert, Entscheidungen treffen sollen. Hierzu schrieb schon 1972 ein Autor des schwedischen Revolutionär-Marxistischen Bundes (RMF): "Für uns Sozialisten ist das ein irrealer Mythos, Ausdruck des Elitarismus und des technologischen Determinismus. Noch dazu einer, der im Gegensatz zu allen Aktionen und Klassenkämpfen steht, in denen die werktätigen Massen ihre Konsumtion und Produktion selbst organisiert haben und in denen sie ihre eigenen Entscheidungsorgane schufen wie Streikkomitees und Arbeiterräte."[34]
Bedauerlicherweise gilt dies nicht für die meisten derjenigen der Linken, die sich ideologisch an die chinesische Variante des Stalinismus angelehnt hatten und die die bürokratisch veranlaßten Umweltzerstörungen in der UdSSR und in Osteuropa zum Anlaß nahmen, den Industrialismus zu der eigentlichen Wurzel der ökologischen Krise zu erklären. Gerade bei diesen Teilen der Linken kamen Thesen wie die Otto Ullrichs von der Großindustrie als (abzulehnender) "zentralmachtorientierter Produktivkraft, die vor allem das Potential der Macht erhöht," gut an[35]. Ebenso dessen Schlußfolgerung, daß die entwickelten "großindustriellen Produktivkräfte" aus sachlichen Gründen eine sozialistische Gesellschaft verhindern[36]. Höherer Blödsinn bleiben diese Thesen dennoch, auch wenn sie innerhalb der Grünen beachtliche Verbreitung gefunden haben.
Die Kleinproduktion und die Existenz dezentraler, voneinander unabhängiger Produktionseinheiten verhinderte in der Geschichte weder das Aufkommen von despotischen Zentralmächten noch von Umweltkatastrophen. Schon Willfried Maier verwies Carl Amerys These, daß jede Form der Großproduktion das Bewußtsein der ökologischen Folgelasten an zwei Stellen, "beim Produzenten und beim Verbraucher" minimiert, ins Reich der Fabel. Er wies zu Recht darauf hin, daß die Abholzung der Wälder im Mittelmeerraum nicht das Ergebnis von Großproduktion war, sondern das Resultat der Aktivitäten von Kleinproduzenten, die das allergeringste Bewußtsein von den ökologischen Folgen der Kombination ihrer Aktivitäten hatten[37].
E./T. erklären in ihrem Buch ohne nähere Begründung, daß die Absage an die Ideologie des unbegrenzten Wachstums und die von Ihnen behauptete Notwendigkeit einer "Einschränkung eines erheblichen Teils der industriellen Produktion"[38] einer Absage an “alte sozialistische Versprechungen" gleichkomme, alle Hemmnisse des Wachstums der Produktivkräfte "niederzureißen und endlich eine ungehemmte Entfaltung der Produktivkräfte und damit der dinglichen Reichtumsproduktion zu ermöglichen und somit einem jeden außerhalb der bisherigen herrschenden Klassen ein wesentlich größeres Maß an individuellem Reichtum und an Konsum zu erbringen" [39].
Es ist nicht zu bestreiten, daß dieses Verständnis von Sozialismus in weiten Teilen der sich marxistisch nennenden Linken vorherrscht, namentlich auch stalinistischen Wachstumskonzepten zugrundeliegt. Es wäre allerdings zu wünschen gewesen, E./T. hätten ihre früheren Vorstellungen vom Sozialismus kritisch daraufhin überprüft, ob es sich nicht um vulgärmarxistische Verflachungen des Marxismus handelte, um grundlegende Revisionen des Marxismus.
In der DDR und der Sowjetunion haben derartige Konzeptionen lange vorgeherrscht und wurden auf der theoretischen Ebene, aber nur teilweise, Mitte/Ende der 60-er Jahre überwunden[40].
Die Gleichsetzung des Ziels eines unbegrenzten Wachstums der Produktivkräfte mit einem unbegrenzten Wachstum der dinglichen Gebrauchswertproduktion ist aus marxistischer Sicht mehr als zweifelhaft. Dies wird schnell klar, wenn zunächst eine Begriffsklärung vorgenommen wird. Die Frage, was Produktivkräfte sind, wird nämlich in der Regel weder von E./T. noch von anderen Autoren, die diesen Begriff benutzen, geklärt. Bei Marx selbst findet sich keine abgeschlossene Definition. Im "Kapital" spricht Marx im Zusammenhang der Produktion des "relativen Mehrwerts" von der Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit als von derjenigen "Veränderung im Arbeitsprozeß, wodurch die zur Produktion einer Ware gesellschaftlich erheischte Arbeitszeit verkürzt wird..."[41].
Grundlegend ist für Marx alles, was die Verwertung von Kapital als Kapital ermöglicht, Produktivkraft des Kapitals [42]. Die Hauptproduktivkraft ist demnach der Mensch [43]. Produktivkräfte sind darüberhinaus die gesellschaftlichen Kräfte der Arbeit, die das Kapital verwertet: die Art des Zusammenwirkens der Menschen im Arbeitsprozeß [44], d.h. "die Kooperation und Teilung der Arbeit im Atelier, die Anwendung der Maschinerie und überhaupt die Verwandlung des Produktionsprozesses in bewußte Anwendung der Naturwissenschaft, Mechanik, Chemie etc. für bestimmte Zwecke, Technologie u.s.w., ebenso wie das allem diesen entsprechende Arbeiten auf großer Stufenleiter u.s.w. (es ist nur die vergesellschaftete Arbeit, die fähig ist, die allgemeinen Produkte der menschlichen Entwicklung, wie Mathematik etc. auf den unmittelbaren Produktionsprozeß anzuwenden, wie andererseits die Entwicklung dieser Wissenschaft eine bestimmte Höhe des materiellen Produktionsprozesses voraussetzt)"[45]. Die Wissenschaft, insbesondere die Naturwissenschaften, werden folglich als Elemente der gesellschaftlichen Produktivkräfte gesehen: "Die Entwicklung der Wissenschaft, dieses ideellen und zugleich praktischen Reichtums", wird zur "Form, worin die Entwicklung der menschlichen Produktivkräfte, i.e. des Reichtums erscheint."[46] Mit sich entwickelnder Maschinerie bzw. des fixen Kapitals wird das allgemeine gesellschaftliche Wissen immer mehr zur unmittelbaren Produktivkraft[47] Schließlich stellen sich Naturelemente und Naturkräfte als Produktivkräfte des Kapitals dar, soweit sie in den Produktionsprozeß eingehen [48]. Selbst das Bevölkerungswachstum kann aus der Sicht des Kapitals Produktivkraft sein [49], soweit es vermittels der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt dazu beiträgt die Lohnkosten zu senken. Es versteht sich von selbst, daß danach auch die Massenarbeitslosigkeit als die Lohndrückerei begünstigende soziale Erscheinung aus der Sicht des individuellen Kapitals eine Produktivkraft ist.
In der DDR-Literatur wird bezeichnenderweise besonders betont, daß auch die arbeitsleitende Tätigkeit mit der Zunahme des kooperativen Charakters des Gesamtarbeitsprozesses und der Vielfalt der Kombination seiner Bestandteile eine immer wichtigere Funktion der Produktivkräfte ist. Diese sei im Hinblick auf ihre technologische Funktion Produktivkraft und hinsichtlich der Beziehungen der Menschen im Produktions- und Reproduktionsprozeß Ausdruck der Produktionsverhältnisse. Im Sozialismus ginge dabei die leitende Tätigkeit vom Willen und den Interessen der Werktätigen aus und der Wille der Werktätigen würde über das Prinzip des demokratischen Zentralismus verwirklicht, weil es ein Erfordernis moderner Produktivkräfte sei, einheitlich und zentral geleitet zu werden[50]. Dabei steht ganz offensichtlich die Apologetik gegenüber den realen bürokratischen Verhältnissen der DDR Pate. Weder geht in der DDR der Leitungswille von der realen Arbeiterklasse aus, noch bedürfen moderne Produktivkräfte einer straffen und von oben nach unten straff organisierten einheitlichen Leitung. Um die ganze schöpferische Kraft der Arbeiterklasse zu entfalten, bedarf es nicht nur demokratischer Entscheidungen über die Ziele der Produktion, sondern auch über die Gestaltung der Produktion auf allen Ebenen.
Karl Korsch definierte dementsprechend zusammenfassend: "Produktivkraft ist zunächst weiter nichts als die irdisch wirkliche Arbeitskraft lebender Menschen: die Kraft, durch ihre Arbeit durch die Benutzung bestimmter materieller Produktionsmittel und in einer dadurch bedingten Art des Zusammenwirkens die materiellen Mittel zur Befriedigung gesellschaftlicher Lebensbedürfnisse herzustellen, also, unter kapitalistischen Verhältnissen, Waren herzustellen. Alles, was diesen Nutzeffekt der menschlichen Arbeitskraft (damit unter kapitalistischen Verhältnissen unvermeidlich auch den Profit ihrer Ausbeuter) vermehrt, ist eine neue gesellschaftliche Produktivkraft."[51]
Dabei, so Gottfried Stiehler, ist es nützlich daran zu erinnern, daß Produktivkräfte nicht einfach unabhängig von den Wesensäußerungen der produzierenden Menschen betrachtet werden können und nicht an sich selbst mit der Fähigkeit produktiven Wirkens begabt sind. Sie sind, genaugenommen, "Komponenten der Produktivkraft", ... "denn die Eigenschaft eines Faktors der Produktion, Produktivkraft zu sein, ist immer an den produktiv arbeitenden Menschen gebunden."[52]
Es dürfte auf der Hand liegen, daß diese Produktivkräfte im Sozialismus nicht alle einfach übernommen und weiterentwickelt werden können. Schon gar nicht die Massenarbeitslosigkeit. Dennoch bleibt der Arbeiterklasse nichts anderes übrig, als ausgehend von den nach einer sozialen Umwälzung vorhandenen Produktivkräften mit der sozialistischen Produktivkraftentwicklung zu beginnen. Eine bruchlose Weiterentwicklung der kapitalistischen Produktivkräfte ist nicht möglich. In die Zielbestimmung "Wachstum der Produktivkräfte" müssen im Sozialismus, also bei einer durch die Gesellschaft bewußt und selbst organisierten Produktion vermehrt qualitative Momente berücksichtigt werden. Das ist sogar ansatzweise in Osteuropa der Fall gewesen. "Wachstum der Produktivkräfte" muß sich im Sozialismus am bestimmenden Zweck der Produktion, der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse messen lassen, d.h. an der Produktion von Gebrauchswerten.
Davon gingen auch Marx und Engels aus. Und zwar nicht nur in ihren Frühschriften:
"Diese Produktivkräfte erhalten unter dem Privateigentum eine nur einseitige Entwicklung, werden für die Mehrzahl zu Destruktivkräften, und eine Menge solcher Kräfte können im Privateigentum gar nicht zur Anwendung kommen" [53]. Eine einseitige Entwicklung erfährt auch der Mensch als Hauptproduktivkraft[54]: "Sie verkrüppelt den Arbeiter in eine Abnormität, indem sie sein Detailgeschick treibhausmäßig fördert durch die Unterdrückung einer Welt von produktiven Trieben und Anlagen, wie man in den La-Plata-Staaten ein ganzes Tier abschlachtet, um sein Fell oder seinen Talg zu erbeuten" [55]. Marx geht in dieser Hinsicht noch weiter: "In der Entwicklung der Produktivkräfte tritt eine Stufe ein, auf weicher Produktivkräfte und Verkehrsmittel hervorgerufen werden, welche unter den bestehenden Verhältnissen nur Unheil anrichten, welche keine Produktionskräfte mehr sind, sondern Destruktionskräfte"[56]. Er schlußfolgert daraus: "... daß in allen bisherigen Revolutionen die Art der Tätigkeit stets unangetastet blieb und es sich nur um eine andere Distribution dieser Tätigkeit, um eine neue Verteilung der Arbeit an andre Personen handelte, während die kommunistische Revolution sich gegen die bisherige Art der Tätigkeit richtet" [57]. Diese völlig unmißverständliche Haltung hindert drittklassige Marx-Kritiker wie z.B. Otto Ullrich nicht daran, Marx Blindheit gegenüber den zerstörerischen Wirkungen der Produktivkräfte vorzuwerfen: "Es wird nicht in Erwägung gezogen, daß nicht nur die Produktionsverhältnisse, sondern auch die Produktivkräfte kritisiert werden müssen"[58]. Und: "Die meisten Marxisten" ... haben "mit Marx die mögliche negative Seite bei der Entfaltung der Produktivkräfte unterschätzt"[59].
Dazu noch einmal Engels: "Die gesellschaftlich wirksamen Kräfte wirken ganz wie die Naturkräfte: blindlings, gewaltsam, zerstörend, so lange wir sie nicht erkennen und mit ihnen rechnen" [60]. Und: "...die von der bürgerlichen kapitalistischen Gesellschaft produzierten Produkte und Produktivkräfte gegen die vernichtende, zerstörende Wirkung dieser kapitalistischen Gesellschaftsordnung selbst zu schützen... das ist die sozialistische Revolution" [61]. Man muß schon Zitate aus dem Zusammenhang eines Gesamtwerkes herausreißen, um aus letzterer Aussage die Tendenz zur einfachen Übernahme und quantitativen Steigerung der vom Kapitalismus herausgebildeten Produktivkräfte herauslesen zu wollen. Bezüglich der Zerstörung und Verdreckung der Umwelt durch die großindustriellen Ballungszentren schreibt Engels: "Diesen neuen fehlerhaften Kreislauf, diesen sich stets neu erzeugenden Widerspruch der modernen Industrie aufzuheben, vermag wiederum nur die Aufhebung ihres kapitalistischen Charakters. Nur eine Gesellschaft, die ihre Produktivkräfte nach einem einzigen großen Plan harmonisch ineinandergreifen läßt, kann der Industrie erlauben, sich in derjenigen Zerstreuung über das ganze Land anzusiedeln, die ihrer eigenen Entwicklung und der Erhaltung respektive Entwicklung der übriqen Elemente der Produktion am angemessensten ist. Die Aufhebung des Gegensatzes von Stadt und Land ist hiernach nicht nur möglich. Sie ist eine direkte Notwendigkeit der industriellen Produktion selbst geworden, wie sie ebenfalls eine Notwendigkeit der Agrikulturproduktion und obendrein der öffentlichen Gesundheitspflege geworden ist"[62].
Auch den Gesichtspunkt der "Art der Tätigkeit" im Sozialismus haben diese Klassiker gegen Ende ihres Lebens nicht aus den Augen verloren:
"Die alte Produktionsweise muß also von Grund aus umgewälzt werden und namentlich muß die alte Teilung der Arbeit verschwinden. An ihre Stelle muß eine Organisation der Produktion treten .... in der ... die produktive Arbeit, statt Mittel der Knechtung, Mittel der Befreiung der Menschen wird, indem sie jedem einzelnen die Gelegenheit bietet, seine sämtlichen Fähigkeiten, körperliche wie geistige, nach allen Richtungen hin auszubilden und zu betätigen, und aus der sie so aus einer Last eine Lust wird" [63].
Es liegt auf der Hand, daß diese von Marx und Engels vertretenen Positionen mit der Vorstellung, im Sozialismus bräuchten die vom Kapitalismus übernommenen Produktivkräfte nur quantitativ weiterentwickelt werden, vollkommen unvereinbar sind. Es ist auch nicht richtig, wie es in der DDR-Literatur anklingt, daß die ökologische Krise allein ein Problem der anarchischen kapitalistischen Produktion ist und daß sich das Problem des schonenden Umgangs mit den endlichen Ressourcen dieses Planeten im Sozialismus nahezu von allein lösen wird[64]. Dazu bedarf es lernender, bewußter Produzenten, die Probleme erfassen und sich ihnen stellen. Dies ist exakt, was bei Marx und Engels Wachstum der Produktivkräfte im Sozialismus hieß, nämlich Entfaltung der Individuen als Hauptproduktivkraft, Neuorganisation und Umgestaltung der Produktion unter Berücksichtigung der Erfordernisse eines harmonischen Verhältnisses von Gesellschaft und Natur[65].
Wenn E./T. aus der Marx’schen Formulierung "Die Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit ist die historische Aufgabe und Berechtigung des Kapitals. Eben damit schafft es unbewußt die materiellen Bedingungen einer höhe- ren Produktionsform"[66] schließen, daß mit dieser "positiven Bezugnahme auf die kapitalistische Entwicklung der Produktivkräfte" “also weitgehend schon der Gedanke einer bloßen Übernahme der Technik durch die Arbeiterklasse an der Macht vorausgedacht sei" [67], so sitzen sie in jeder Hinsicht einem verbreiteten vulgärmarxistischen Mißverständnis auf. Die Gleichsetzung von Technik und Produktivkräften mag ein Dogma marxistischer Halbbildung sein - mit Marxismus hat sie nichts zu tun. Sie wird dem Marxismus daher natürlich auch vom unsäglichen Otto Ullrich unterstellt, der Produktivkräfte so definiert: Produktivkräfte, sind "die durch den Kapitalismus und die Industrialisierung neu geschaffenen technischen und organisatorischen Möglichkeiten der Produktion von Gütern, von gesellschaftlichem Reichtum"[68]. E./T. haben ebensowenig wie Ullrich verstanden, inwieweit sich Marx und Engels "positiv" auf die kapitalistische Entwicklung der Produktivkräfte bezogen haben: "Es unterliegt ebensowenig einem Zweifel, daß die kapitalistische Form der Produktion und die ihr entsprechenden ökonomischen Arbeiterverhältnisse im diametralsten Widerspruch stehen mit solchen Umwälzungsfermenten und ihrem Ziel, der Aufhebung der alten Teilung der Arbeit. Die Entwicklung der Widersprüche einer geschichtlichen Produktionsform ist jedoch der einzig geschichtliche Weg ihrer Auflösung und Neugestaltung"[69].
Marx und Engels setzten voraus, daß erst die Entwicklung des Kapitalismus zum Weltsystem, die Entwicklung einer universellen Arbeitsteilung und damit universellen Entwicklung der Produktivkräfte, sowie die Entwicklung eines universellen Verkehrs Voraussetzung der Ablösung des Kapitalismus durch den Kommunismus ist: "Der Kommunismus ist empirisch nur als die Tat der herrschenden Völker 'auf einmal' und gleichzeitig möglich, was die universelle Entwicklung der Produktivkraft und den mit ihm zusammenhängenden Weltverkehr voraussetzt" [70]. Und zwar als Voraussetzung für eine zugleich individuelle und gesellschaftliche Befreiung: "Daß der wirkliche geistige Reichtum des Individuums ganz von dem Reichtum seiner wirklichen Beziehungen abhängt, ist ... klar. Die einzelnen Individuen werden erst hierdurch von den verschiedenen nationalen und lokalen Schranken befreit, mit der Produktion (auch mit der geistigen) der ganzen Welt in praktische Beziehungen gesetzt und in den Stand gesetzt, sich die Genußfähigkeit für diese allseitige Produktion der ganzen Erde (Schöpfungen der Menschen) zu erwerben. Die allseitige Abhängigkeit, diese naturwüchsige Form des weltgeschichtlichen Zusammenwirkens der Individuen, wird durch diese kommunistische Revolution verwandelt in die Kontrolle und bewußte Beherrschung dieser Mächte, die, aus dem Aufeinanderwirken der Menschen erzeugt, ihnen bisher als durchaus fremde Mächte imponiert und sie beherrscht haben"[71].
Die Entwicklung dieser weltweiten Arbeitsteilung, eines universellen Verkehrs und damit der Möglichkeit der menschlichen Individuen, sich als bewußte Gattungswesen begreifen zu können, das war die historische Aufgabe der kapitalistischen Produktionsweise, ihre im geschichtlichen Sinne fortschrittliche Daseinsberechtigung - trotz der Tatsache, daß "diese Produktivkräfte...unter dem Privateigentum nur eine einseitige Entwicklung" erhielten und "für die Mehrzahl von Anfang an zu Destruktivkräften" wurden [72].
Inzwischen hat der Kapitalismus längst seine historische Aufgabe erfüllt, hat er im geschichtlichen Sinne keine Daseinsberechtigung mehr. Es ist eine Stufe der Entwicklung der Produktivkräfte eingetreten, "auf welcher Produktionsmittel und Verkehrsmittel hervorgerufen werden, welche unter den bestehenden Verhältnissen nur Unheil anrichten, welche keine Produktivkräfte mehr sind, sondern Destruktivkräfte"[73].
Eines kann nicht oft genug gesagt werden. Es gehört zu den verbreitetsten Fehlinterpretationen des Marxismus, Produktivkräfte allein mit Technik gleichzusetzen.
Auch E./T. sitzen diesem Mißverständnis auf. Natürlich finden die Menschen im Anschluß an eine gesellschaftliche Umwälzung eine durch die alte kapitalistische Gesellschaft ausgeprägte Summe von Produktivkräften vor: "Ein historisch geschaffenes Verhältnis zur Natur und der Individuen zueinander"[74].
Marx und Engels wurden nicht müde, den gesellschaftlich bestimmten Charakter dieser Produktivkräfte zu betonen und daraus die Notwendigkeit von Veränderungen der Struktur dieser Produktivkräfte abzuleiten:
"Das Staatseigentum an den Produktivkräften ist nicht die Lösung des Konflikts, aber es birgt in sich das formelle Mittel, die Handhabung der Lösung.
Diese Lösung kann nur darin liegen, daß die gesellschaftliche Natur der modernen Produktivkräfte tatsächlich anerkannt, daß also die Produktions-, Aneignungs- und Austauschweise in Einklang gesetzt wird mit dem gesellschaftlichen Charakter der Produktionsmittel. ...Haben wir sie aber einmal erkannt, ihre Tätigkeit, ihre Richtungen, ihre Wirkungen begriffen, so hängt es nur von uns ab, sie mehr und mehr unserem Willen zu unterwerfen und vermittelst ihrer unsre Zwecke zu erreichen. Und ganz besonders gilt dies von den heutigen gewaltigen Produktionskräften. Solange wir uns hartnäckig weigern, ihre Natur und ihren Charakter zu verstehen ... solange wirken diese Kräfte sich aus trotz uns, gegen uns, solange beherrschen sie uns... Aber einmal in ihrer Natur begriffen, können sie in den Händen der assoziierten Produzenten aus dämonischen Herrschern in willige Diener verwandelt werden .... Mit dieser Behandlung der heutigen Produktivkräfte nach ihrer endlich erkannten Natur tritt an die Stelle der gesellschaftlichen Produktionsanarchie eine gesellschaftlich-planmäßige Regelung der Produktion nach den Bedürfnissen der Gesamtheit wie jedes einzelnen" [75].
Sobald man sich klar macht, daß im Kapitalismus die Art des Zusammenwirkens der Menschen, die Arbeitsteilung, die Kommunikation der Individuen untereinander durch die Gesellschaft geprägt ist, daß die Wissenschaft und Technik nicht Errungenschaften an sich, sondern Wissenschaft und Technik für das Kapital und seine Profitinteressen sind, daß die Natur zur Ware und damit zu einem verbrauchbaren Gegenstand wurde, wird deutlich, daß die kapitalistische Ausprägung dieser Gesamtheit der Produktivkräfte überwunden werden muß.
Weil E./T. übersehen haben, daß Marx und Engels von vornherein von der einseitigen (nämlich am Kapitalinteresse ausgeprägten) Entwicklung der Produktivkräfte im Kapitalismus ausgingen, von der zerstörerischen Wirkung dieser Maschinerie auf die Mehrheit der Menschen von Anfang an[76], können sie sich (fälschlicherweise) eine Weiterentwicklung der Produktivkräfte im marxistischen Sinne nur als Perfektionierung der kapitalistischen Technik vorstellen.
Marx sah das anders. Produktivkraftentwicklung hieß für ihn im Sozialismus nicht grenzenloses Wachstum der Konsumgüterproduktion. Er schreibt: "In fact aber, wenn die bornierte bürgerliche Form abgestreift wird, was ist der Reichtum anders, als die im universellen Austausch erzeugte Universalität der Bedürfnisse, Fähigkeiten, Genüsse, Produktivkräfte etc. der Individuen? Die volle Entwicklung der menschlichen Herrschaft über die Naturkräfte, die der sog. Natur sowohl, wie seiner eigenen Natur? Das absolute Herausarbeiten seiner schöpferischen Anlagen..."[77]
Was sie ebenso, wie die in der Geschichte der Arbeiterbewegung wahrlich nicht seltenen Vulgärmarxisten übersehen haben, ist die Tatsache, daß Marx und Engels eben nicht nur in ihren Frühschriften vom "Doppelcharakter" (Produktivkräfte als Destruktivkräfte) der Produktivkräfteentwicklung im Kapitalismus gesprochen haben. Wenn einige Theoretiker diesen vorgeblichen Gegensatz zwischen Früh- und Spätschriften bei den beiden Begründern des wissenschaftlichen Sozialismus konstruieren, so vermögen sie diese These nur dadurch plausibel erscheinen zu lassen, als Marx sich in seinem ökonomischen Hauptwerk auf die Analyse des Kapitalismus und die Kritik der politischen Ökonomie konzentrierte (und diese nicht einmal abschließen konnte). Marx ging es darum, die gesellschaftlichen Gesetze offenzulegen, die die kapitalistische Produktionsweise bestimmen. Produktivkräfte sind in diesem System notwendig nur Produktivkräfte für das Kapital. Die destruktiven Wirkungen dieser Produktivkräfte des Kapitals auf die Mehrheit der Menschen konnten bei dieser Analyse überhaupt nicht im Mittelpunkt seiner Arbeiten stehen, wie Marx sogar ausdrücklich feststellte: "Wir haben es hier nur noch damit zu tun, wie der Verwertungsprozeß des Kapitals zugleich sein Entwertungsprozeß. Wieweit es auch, während es die Tendenz hat, die Produktivkräfte ins Maßlose zu steigern, ebenso die Hauptproduktivkraft, den Menschen selbst, vereinseitigt, limitiert etc., gehört nicht an diesen Platz; überhaupt die Tendenz hat, die Produktivkraft zu beschränken"[78]. Marx beanspruchte, zu Recht (!), nachgewiesen zu haben, daß das Kapital nicht, "wie die Ökonomen meinen, die absolute Form für die Entwicklung der Produktivkräfte ist"[79]. "Diese Fiktion entspringt überhaupt aus der Unfähigkeit, die spezifische Form der bürgerlichen Produktion aufzufassen und letztere wiederum aus dem Versenktsein in die bürgerliche Produktion schlechthin" [80].
Was es zuallererst zu begreifen gilt, nämlich, daß die Ablösung des Zwecks der Profitmaximierung im Kapitalismus durch die menschlichen Bedürfnisse als Ordnungsprinzip der gesellschaftlichen Produktion im Sozialismus auch für Marx eine andere Struktur der Produktivkräfte mit sich zieht: neue Verhältnisse der Menschen untereinander, eine veränderte Arbeitsteilung, deren tendenzielle Aufhebung und damit eine andere Technik, ein qualitativ verändertes Verhältnis von Mensch und Natur - das haben E./T. nicht verstanden. Sie glauben daher, Marx unterstellen zu müssen, er habe die kapitalistische Bedingtheit der Entwicklung der Maschinerie verkannt. Sie belegen dies mit einem Zitat: "Die Maschinen sind ebensowenig eine ökonomische Kategorie wie der Ochse, der den Pflug zieht, sie sind nur eine Produktivkraft. Die moderne Fabrik, die auf der Anwendung von Maschinen beruht, ist ein gesellschaftliches Produktionsverhältnis, eine ökonomische Kategorie"[81].
Aber: "Die politische Ökonomie ist nicht Technologie" sagte Marx in seiner Einführung zur 'Kritik der politischen Ökonomie', womit er betonen wollte, daß die politische Ökonomie als direkte und unmittelbare Aufgabe die Analyse nicht der Beziehungen zwischen Mensch und Natur, sondern zwischen den Menschen untereinander im Produktionsprozeß hat (wie sie in der Waren- und warenkapitalistischen Gesellschaft zutage treten)" [82]. Nichtsdestoweniger kam es Marx darauf an zu zeigen, nicht zuletzt in dem Zusammenhang, aus dem E./T. ihr Zitat herausreißen, daß die auf Maschinerie begründete Arbeitsteilung im Kapitalismus für die Arbeiter destruktiv war [83] und als solche durch das Produktionsverhältnis bestimmt. Innerhalb der modernen Fabrik ist die Arbeitsteilung "durch die Autorität des Unternehmers bis ins einzelne geregelt"[84]. Marx zitierte zugleich zustimmend Ure, der zeigte, daß Maschinen von Unternehmern von Anfang an auch als "sachliches" Herrschaftsinstrument eingesetzt wurden[85]. E./T. können folglich ihre Behauptung, Marx habe Technik als losgelöst von Produktionsverhältnissen gesehen, nur mit Hilfe unwissenschaftlicher Zitierweise begründen, durch ein Außerachtlassen von systematischen Zusammenhängen und sogar des unmittelbaren Kontexts von Aussagen. Hätten sie sich in den Werken von Marx ein wenig umgesehen, wäre ihnen vielleicht die folgende zentrale Aussage aufgefallen: "...wie, mit welchen Arbeitsmitteln gemacht wird, unterscheidet die ökonomischen Epochen. Die Arbeitsmittel sind nicht nur Gradmesser der Entwicklung der menschlichen Arbeitskraft, sondern auch Anzeiger der gesellschaftlichen Verhältnisse, worin gearbeitet wird"[86]. Die Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse kann folglich in der dem Kapitalismus nachfolgenden Epoche die vom Kapitalismus geschaffenen "Arbeitsmittel" (Maschinerie, Technologie) nicht unangetastet lassen.
E./T. setzen dem bisherigen "Konsummodell", der kapitalistisch determinierten Bedürfnisstruktur an zentraler Stelle der von ihnen entwickelten Perspektive den ökologisch bestimmten Teil-Verzicht auf Konsum entgegen. Sie wollen stattdessen eine Umwälzung des bestehenden Industriesystems durch die massenhafte Thematisierung "radikaler", im Kapitalismus nicht zu befriedigende Bedürfnisse erreichen, die "nach Einlösung drängen und so als Motiv zur Umwälzung wirken"[87]. Gleichzeitig setzen sie sich von der "alten sozialistischen Formel ab, wonach das Proletariat den Kapitalismus wegen seiner umfassenden ökonomischen Dysfunktion quasi naturnotwendig überwinden müßte"[88].
E./T. haben diese Theorie nicht selbst erfunden, sondern von Agnes Heller übernommen, die sie in ihrem Buch "Das Leben ändern. Radikale Bedürfnisse, Frauen, Utopie"; Hamburg 1981 darstellte. Heller behauptet, daß es bei Marx einen Widerspruch zwischen der philosophischen Konstruktion des revolutionären Subjekts und einer objektivistischen Konstruktion gebe: "Zum anderen hat er eine Theorie entwickelt, nach der die Entfaltung der Produktivkräfte - gleichsam in naturgegebener Notwendigkeit - zur Überwindung der kapitalistischen Gesellschaft führt. Wie wir bereits ausführten, läßt die letztere Hypothese eigentlich keinen Raum für das historische Subjekt. Es erfüllt lediglich die Rolle einer Hebamme, erleichtert die Geburtswehen. Meines Erachtens bietet die Theorie der radikalen Bedürfnisse einen Ausweg aus diesem Widerspruch.
... Mit radikalen Bedürfnissen meine ich diejenigen innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft als Folge der Entwicklung der societa civile hervorgebrachten Bedürfnisse, die im Bereich dieser Gesellschaft nicht befriedigt werden können. Folglich stellen die radikalen Bedürfnisse Faktoren der Überwindung der kapitalistischen Gesellschaft dar.
Die Theorie der radikalen Bedürfnisse ist für mich wesentlich, um den Marxschen Widerspruch in Bezug auf die revolutionären Subjekte aufzuheben, von dem ich bereits sprach, und trotzdem innerhalb der theoretischen Perspektive von Marx zu bleiben."[89]
Und: "Seit Marx haben sich die Produktivkräfte außerordentlich entfaltet. Dennoch hat keine sozialistische Gesellschaftsveränderung stattgefunden. Allerdings hat die Theorie der Produktivkraftentwicklung einen hervorstechenden und äußerst bedeutenden Charakterzug: sie geht nicht von einer Abhängigkeit des revolutionären Wandels von subjektiven, theoretischen oder politischen Entscheidungen aus, sondern von objektiven materiellen Prozessen."[90]
Weder Agnes Heller, noch Ebermann und Trampert haben die revolutionäre Pointe des Marxschen Begriffs der Produktivkräfte verstanden. Diese besteht darin, daß die zunehmende objektive Vergesellschaftung der Arbeit im Kapitalismus und die damit einhergehende Entstehung einer Kraft, die scheinbar dem Kapital innewohnt, aber in Wirklichkeit die der Arbeiterklasse ist, daß die dieser Kraft innewohnenden destruktiven Tendenzen (destruktiv durch die kapitalistische Formbestimmtheit) die Arbeiterklasse periodisch zur Rebellion gegen die Verhältnisse treibt, die die Destruktivkräfte der gesellschaftlichen Produktion verursachen.
"Der Widerspruch zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen als verborgener Triebfeder der ganzen gesellschaftlichen Entwicklung der materiellen Produktion ist also nur ein objektiver Ausdruck für dieselbe Sache, die Marx im Kommunistischen Manifest und noch an vielen anderen Stellen seines Werkes als den Gegensatz und Kampf der gesellschaftlichen Klassen dargestellt hat", stellte schon Karl Korsch fest[91].
Lassen wir zunächst außer acht, daß die Pose der "Marx-Kritiker" hier auch um den Preis der Ignoranz gegenüber ungezählten Kritiken von Marxisten an der vulgärmarxistischen Zusammenbruchstheorie eingenommen wird und daß die Marxsche Auffassung von dem Zeitpunkt der Reife der objektiven Bedingungen für die sozialistische Revolution nicht einmal ins Blickfeld gerät. Lassen wir auch unberücksichtigt, daß die Schaffung einer Motivation für eine gesellschaftliche Umwälzung noch keine Strategie zur Verwirklichung dieses Ziels herbeizaubert.
Um was für radikale Bedürfnisse handelt es sich?
Letztlich um menschliche Bedürfnisse im Wortsinn, um "qualitative" nicht quantifizierbare Bedürfnisse, die - weil durch das Kapital nicht verwertbar - "aus dem gesellschaftlichen Bedürfnissystem verdrängt" werden[92], erklären Ebermann und Trampert. "Der Wunsch nach Universalität, nach einem sinnlichen und ästhetischen Verhältnis zu Natur, nach einem gemeinsamen, konkurrenzfreien Erleben und Genießen, alles das sind solche radikalen Bedürfnisse .... Diese Bedürfnisse sprengen den Rahmen des Kapitalismus, während die Forderungen nach Lohn- und Arbeitszeitverkürzung partikulare Interessen sind, die innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft bei sonst fortwährendem Gang der Geschichte immer wieder neu austragbar sind"[93]. Es geht den Autoren bei den radikalen Bedürfnissen also um den Wunsch, die Entfremdung aufzuheben. Aus marxistischer Sicht läßt sich kaum bestreiten, daß dieser so gefaßte Wunsch im Kapitalismus nicht zu verwirklichen ist. Dazu wäre die Überwindung der Warenwirtschaft nötig.
E./T. gehen davon aus, daß diese radikalen Bedürfnisse bisher keinen organisierten politischen Ausdruck gefunden haben, bisher durch rein materielle Aspekte verdrängt wurden und nur als Träume lebten. Erst die Grünen, behaupten sie, hätten es gewagt, diese Bedürfnisse zu thematisieren[94]. Das ist in jeder Hinsicht falsch.
Die Arbeiterbewegung ist nicht überall nur als rein gewerkschaftliche und sich auf Lohn- und Arbeitszeitfragen innerhalb des Kapitalismus beschränkende Bewegung entstanden. In Deutschland ging sie z.B. aus Arbeiterbildungsvereinen hervor, in denen Literatur gelesen wurde, um Schritte zur Entfaltung der Individualität der daran beteiligten Arbeiter zu machen. Insbesondere die marxistische Arbeiterbewegung hat immer beansprucht, mit der Emanzipation der Arbeiterklasse den Grundstein für die allgemeine Emanzipation der Menschheit zu legen. So schrieben Marx und Engels im Manifest der Kommunistischen Partei: "An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist". Erinnert sei auch daran, daß Rosa Luxemburg beim Gründungsparteitag der KPD ausdrücklich die Durchführung und Verwirklichung des Sozialismus als Tagesaufgabe bezeichnete.
Das Bedürfnis nach Naturgenuß, gesunden Wohnverhältnissen, konkurrenzfreien zwischenmenschlichen Beziehungen, humanen Arbeitsbedingungen, kurz, nach einer nichtentfremdeten Gesellschaft stand jedenfalls bei der Entstehung und den Versuchen einer Erneuerung der revolutionären Arbeiterbewegung immer Pate.
Die sich daraus ergebende Frage, wie und aus welchen Ursachen heraus die Organisationen, die als politischer Ausdruck "radikaler Bedürfnisse" entstanden, diesen Charakter in ihrer weiteren Entwicklung verloren, wäre die eigentliche (auch für die Grünen hochinteressante) zu beantwortende Frage. Das aber hätte nicht nur eine kritischere (und materialistische) Analyse der eigenen politischen Vergangenheit durch E./T. vorausgesetzt, sondern auch die Einsicht, daß Marx und Engels nicht für ihre Verfälscher verantwortlich zu machen sind.
"Radikale Bedürfnisse" nur zu thematisieren und politisch aufzugreifen schützt offensichtlich nicht davor, diese schließlich und endlich aus den Augen zu verlieren. E./T. sprechen davon, den "Versuch" zu unternehmen, "aus der kapitalistischen Bedürfnisbeschränkung" auszubrechen[95]. Offensichtlich sehen sie hier "den Schlüssel zu einem Bedürfnissystem, mit dem der Mensch sich auf heutiger Stufe der Gestaltungsmöglichkeit wieder mit der äußeren Natur in Einklang bringen kann"[96]. Die Frage, ob ein derartiger Ausbruch dauerhaft möglich ist, wird nicht gestellt. Die weiteren Fragen nach den Bedingungen, unter denen "radikale Bedürfnisse" entstehen und den Bedingungen, unter denen ein "politischer Ausdruck" derartiger Bedürfnisse zum Faktor ihrer Verwirklichung wird, gerät gar nicht erst ins Blickfeld.
Der "Versuch" eines Ausbruchs aus dem kapitalistischen Bedürfnissystem ist im Kapitalismus letztlich nur partiell möglich. Es darf nämlich nicht vergessen werden, daß die Bedürfnisse der Menschen selbst gesellschaftlich bestimmt sind: "Sie entwickeln sich selbst erst mit den Produktivkräften"[97]. Mit anderen Worten: "Nicht nur der Gegenstand der Konsumtion, sondern auch die Weise der Konsumtion wird daher durch die Weise der Produktion produziert, nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv. Die Produktion schafft also auch den Konsumenten"[98]. Das Problem, das sich hier stellt, ist ein zweipoliges: Nämlich jenes Spannungsfeldes zwischen "radikalen Bedürfnissen" und der kapitalistischen Kompensation dieser Bedürfnisse. Marx sprach von der Spekulation der kapitalistischen Produzenten, anderen neue Bedürfnisse zu schaffen: "...jedes neue Produkt ist eine neue Potenz des wechselseitigen Betruges und der wechselseitigen Ausplünderung", nämlich, der " ... allgemeinen Ausbeutung des gemeinschaftlichen menschlichen Wesens"[99]. Anders ausgedrückt: Allgemein menschliche, den Kapitalismus logisch in Frage stellende Bedürfnisse werden mit Ersatzbefriedigungen abgespeist und damit subjektiv mit dem Kapitalismus teilweise ausgesöhnt.
Der Hinweis sei erlaubt, daß eine derartige (systemstabilisierende) Kompensation wenigstens zeitweise auf zwei Ebenen möglich ist: Der ökonomischen und der politischen. Grundlage dieser Möglichkeit ist die Tatsache, daß der (meist nicht einmal vollständig bewußte) Wunsch nach Aufhebung der Entfremdung diese Entfremdung nicht aufhebt, wie Marx feststellte[100].
Das menschliche Bedürfnis nach Naturgenuß, das massenhaft vorhanden ist, wird in Form der Fremdenverkehrsindustrie vermarktet, dem allgemeinen Bedürfnis nach einem menschenwürdigen Wohnumfeld wird von der Bauindustrie, von Banken, Maklern und Spekulanten der entfremdete kapitalistisch-individuelle Ausweg des Eigenheims gewiesen, etc. Komplettiert wird die Angelegenheit auf der politischen Ebene. Lange bevor irgend jemand an die Grünen dachte, ging die SPD mit der Verheißung "Blauer Himmel über der Ruhr" hausieren, um zu beweisen, daß es im Kapitalismus mit kleinen Schritten möglich ist, menschliche und damit natürliche Lebensbedingungen zu schaffen. Inzwischen brüsten sich alle Parteien mit ihrer "ökologischen Politik" - nicht nur, um die Grünen "überflüssig" zu machen, sondern weil sie den Wählern weismachen wollen, die massenhaft ins Bewußtsein gerückte Umweltzerstörung sei grundsätzlich innerhalb des kapitalistischen Systems zu lösen. Grüne Realpolitiker eifern ihnen auf diesem Gebiet nach.
Gegenstand ökonomischer und politischer Anstrengungen sind die "radikalen Bedürfnisse" also immer gewesen - und sie sind es noch. Die Frage ist die, ob die Grünen, die diese Bedürfnisse nach Jahrzehnten wieder oppositionell thematisiert haben, politischer Ausdruck dieser "radikalen Bedürfnisse" werden bzw. bleiben. Voraussetzung dafür wäre, daß die Grünen sich insgesamt erst einmal des systemoppositionellen und gesellschaftlichen Charakters dieser Bedürfnisse klar werden.
Die Grundfrage, die an E./T. zu stellen ist, ist jedoch die, wie angesichts des ökonomischen und politischen Kompensationspotentials des Kapitalismus eine langfristige, tatsächlich systemsprengende Akkumulation systemsprengender "radikaler Bedürfnisse" möglich sein soll. Die beiden Autoren der "Zukunft der Grünen" täuschen Plausibilität dadurch vor, daß sie die Frage nach den bewußtseinszerstörenden kompensatorischen Fähigkeiten des Kapitalismus erst gar nicht antasten. Hätten sie sich damit näher befaßt, wäre ihnen aufgefallen, daß gerade wegen der vom Kapitalismus bereits entfalteten Produktivkräfte (nicht nur als "Technik" verstanden!) das Bedürfnis nach freier Entfaltung der Individualität, nach Naturgenuß und einer neuen Weise menschlicher Beziehungen schon lange eine erhebliche Rolle spielte, ökonomisch wie politisch. Es wäre ihnen bewußt geworden, daß die kompensatorischen Möglichkeiten des Kapitalismus in den 60-er Jahren zu umfangreichen Debatten darüber geführt haben, ob es dem Kapitalismus gelungen sei, die Arbeiterklasse durch "Konsumterror" ein für alle Mal zu integrieren. Marcuse schrieb damals: "Die sogenannte Konsumentenökonomie und die Politik des korporativen Kapitalismus haben eine zweite Natur des Menschen erzeugt, die sie libidinös und aggressiv an die Warenform bindet. ...Die zweite Natur des Menschen widersetzt sich jeder Veränderung"[101]. Ihnen wäre eventuell aufgegangen, daß das Anknüpfen an "radikale Bedürfnisse" keineswegs eine Absage an Reformismus und Realpolitik bedeuten muß, wie sich bei Andre Gorz ("Zur Strategie der Arbeiterbewegung im Neokapitalismus"[102]) nachlesen läßt.
Hätten sie sich weiter bemüht, diese Debatten und Theorien aus den jeweils bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen heraus zu erklären, wären sie auf die Frage gestoßen, weshalb die Grünen mit der Thematisierung "radikaler Bedürfnisse" trotz der kompensatorischen Möglichkeiten des Kapitalismus politische Erfolge erzielten. Aus der Zuspitzung der ökologischen Krise allein sind diese Erfolge jedenfalls nicht zu erklären. Auch nicht allein oder gemeinsam mit der Krise der Glaubwürdigkeit der SPD. Diese Glaubwürdigkeitskrise der Sozialdemokratie ist nämlich selbst nur Produkt der Krise der Gesellschaft und diese Gesellschaft ist nun einmal die kapitalistische Gesellschaft.
Bereits eine summarische Beschäftigung mit dieser Art "Strategie der Entwicklung radikaler Bedürfnisse" zeigt folglich, daß die Vorstellung, im Rahmen des Kapitalismus so etwas wie eine lineare Akkumulation "radikaler Bedürfnisse" betreiben zu können, idealistisch ist. Sie berücksichtigt nicht, daß die Entfremdung nicht durch das Bewußtsein der Entfremdung aufgehoben wird, sondern - wie Marx sagt - durch "den ins Werk gesetzten Kommunismus" [103], d.h. eine völlige Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse und des Verhältnisses von Mensch und Natur. Solange aber die Entfremdung existiert, kann es keine lineare Erweiterung bzw. Ausdehnung "radikaler Bedürfnisse" geben, weil der Kapitalismus immer wieder die Möglichkeit hat, Gegenkräfte zu entfesseln. Wann, inwieweit und unter welchen Bedingungen ihm diese (kompensatorischen) Möglichkeiten fehlen werden, wann die letztlich in der gesellschaftlichen Entwicklung der Produktivkräfte angelegte Möglichkeit der Entwicklung "radikaler Bedürfnisse" zum Durchbruch drängt und sich sozial wie politisch Geltung verschafft, ist allein aus der abstrakten Existenz dieser Möglichkeit ebensowenig abzuleiten wie aus der systembedingten Bedürfnisstruktur. Die Frage, wann allgemein menschliche (nicht entfremdete) Bedürfnisse zur Triebkraft einer zielgerichteten Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse werden, ist nur aus der Entwicklung der Widersprüche des kapitalistischen Systems insgesamt zu beantworten.
An diesem Problem ist auch Rudolf Bahro schon in seinem Buch "Die Alternative" gescheitert. Bahro, der unter Produktivkräften übrigens auch nur die "materiell-technische Basis"[104] bzw. die sogenannte "Technostruktur" [105] verstehen kann, geht davon aus, daß die menschliche Natur "mit ihren fundamentalen Bedürfnissen und Bestrebungen 'von innen' in die historischen Gesetze" eingeht und zur Quelle der Veränderung wird und von daher massenhaft "überschüssiges Bewußtsein" entwickeln kann, das nicht mehr vom Kampf um die unmittelbaren Notwendigkeiten der menschlichen Existenz absorbiert wird[106]. Er zieht daraus den folgenden Schluß: "Es kommt darauf an, die Überproduktion von Bewußtsein zu forcieren, um das ganze historische Geschehen auf den Kopf zu stellen, die Idee zur entscheidenden materiellen Gewalt zu machen" [107]. Die Parallelität von "überschüssigem Bewußtsein" und "radikalen Bedürfnissen" drängt sich auf. Bahro scheiterte hier an der marxistisch-materialistischen Lösung des Problems, wie aus dem insgesamt kapitalistisch determinierten Bedürfnissystem heraus dieses überwunden werden und ein nicht-entfremdetes, wahrhaft menschliches Bedürfnissystem entwickelt werden kann. Dabei wußte er das Problem noch richtig zu benennen:
"Anstatt pseudomarxistisch festzustellen, welches Bewußtsein sich zwangsläufig aus den bestehenden Bedingungen ergeben wird, um dann die entsprechenden entfremdeten Bedürfnisse zu befriedigen, gilt es zu fragen, welche Realitäten erzeugt werden müssen, um den Teufelskreis der Verdinglichung zu durchbrechen, die Bedürfnisse zu verändern"[108].
Zwangsläufig ergibt sich jedenfalls nicht, daß das Bewußtsein aller Individuen notwendig ein kapitalistisches sein muß. Nach Marx ist zwar das herrschende Bewußtsein dasjenige der herrschenden Klasse und ihres Systems. Das schließt andererseits weder logisch noch praktisch aus, daß zunächst Minderheiten ihr Bewußtsein den bereits im Kapitalismus objektiv vergesellschafteten Verhältnissen subjektiv anpassen. Bahro ist sogar recht zu geben, daß die Entwicklung des Kapitalismus mit ihrer allgemeinen Ausdehnung des Bildungsniveaus diese Bewußtseinsentwicklung erleichtert.
Die Entfremdung wird damit jedoch nicht überwunden. Aus der richtigen Ablehnung des pseudomarxistischen Determinismus flüchtet sich Bahro in einen ebenso pseudomarxistischen Idealismus. Er trennt die Bewußtseins- und Bedürfnisentwicklung von den gesellschaftlichen Verhältnissen. Er verliert die Tatsache aus den Augen, daß im Kapitalismus nicht unabhängig vom Kapitalismus und dessen gesellschaftlichen Verhältnissen "überschüssiges Bewußtsein" forciert werden kann. Seine Auffassung vom nahezu ewigen, nur "von weither" sozial bestimmten, ontologischen Wesen der menschlichen Natur" verläßt den Bereich der Realität. Eine solche quasi-ewige Natur des Menschen gibt es nicht.
Jedes konkrete menschliche Individuum ist in allererster Linie das Resultat seiner sozialen Beziehungen. So schreibt Erich Fromm: Wenn wir wissen wollen, was Menschlichsein bedeutet, dürfen wir also die Antwort nicht im Bereich der verschiedenen menschlichen Möglichkeiten suchen, sondern in den Bedingungen der menschlichen Existenz selbst, aus der sie alle als mögliche Alternativen entspringen."[109] Das Individuum, wie Bahro es macht, von der Gesellschaft zu lösen, seine nahezu völlige Autonomie zu postulieren, ihm ein Wesen zuzuerkennen, das nur "von weither" sozial bestimmt ist, ist eine religiöse Denkoperation. Zum wahrhaft menschlichen Wesen, zum Gattungswesen, wird das Individuum erst, wenn es seiner sozialen wie natürlichen Umwelt nicht mehr entfremdet, sondern als sich seiner sozialen Totalität bewußt gewordenes Individuum gegenübertritt.
Zur massenhaften Erzeugung dieses kommunistischen Bewußtseins wie zur Durchsetzung der "Sache selbst" ist "eine massenhafte Veränderung der Menschen nötig .... die nur in einer praktischen Bewegung, in einer Revolution vor sich gehen kann"; die Revolution ist also nicht nur nötig, weil die herrschende Klasse auf keine andere Weise gestürzt werden kann, sondern auch, weil die stürzende Klasse nur in einer Revolution dahin kommen kann, sich den ganzen alten Dreck vom Halse zu schaffen und zu einer neuen Begründung der Gesellschaft befähigt zu werden"[110].
Bahro ergreift die Flucht ins Religiöse, weil er nicht erkennt, daß die im Kapitalismus entwickelten Bedürfnisse insgesamt mit dem Kapitalismus in Konflikt geraten müssen (einschließlich der "radikalen Bedürfnisse" oder des überschüssigen Bewußtseins) und somit die Möglichkeit (!) der Revolution entsteht. Diese Möglichkeit wird dann aktuell, wenn der Masse der Menschheit die Verhältnisse insgesamt "unerträglich" werden[111]. Im Kampf gehen die Menschen neue Verhältnisse untereinander ein, verändern sie die Art ihres Zusammenwirkens, ihrer gesellschaftlichen Erfahrung und erweitern dadurch (!) ihr soziales Bewußtsein, ihre sozialen Bedürfnisse.
Der Kampf selbst für kompensatorische Bedürfnisse, auch für die dem Individuum entfremdeten Bedürfnisse, treibt also, sobald er vom partikularen zum allgemeinen Kampf (Klassenkampf) wird, über sich selbst hinaus; er führt zur Entwicklung und Bewußtwerdung neuer sozialer, "radikaler Bedürfnisse". Das schließt weder aus, daß Individuen und Teile der Massen zur Entwicklung derartiger Bedürfnisse bereits vorher auf anderem (z.B. wissenschaftlichem) Wege gelangen, noch, daß bereits "kompensierte" Bedürfnisse im Zuge eines solchen Entwicklungsprozesses wieder als soziale bewußt und damit zur Motivation eines weitertreibenden Kampfes werden. Im Gegenteil. Die Teilnahme derartiger "radikaler" Kräfte an der Gesamtbewegung vermag deren Entwicklung zu beschleunigen und somit einen wirklichen Beitrag zur Entwicklung eines neuen gesellschaftlichen (sprich sozialistischen) Bewußtseins zu leisten. Die Organisation der Revolutionäre hat hier ihren strategischen Platz.
Der Hebel zur Veränderung des Massenbewußtseins liegt demzufolge in den wirklichen gesellschaftlichen Verhältnissen, im tatsächlichen Leben der Menschen, in den sozialen Bewegungen (nicht nur in den "neuen" !) und nicht allein in der Suche nach bereits "radikalisierten" Kräften. Eine aktive gesellschaftsverändernde und Bewußtsein schaffende Politik darf sich nicht auf die Sammlung von Kräften beschränken, die bereits "radikale Bedürfnisse" entwickelt haben; sie muß zur Entwicklung solcher Bedürfnisse durch die Mitarbeit an der Entfaltung sozialer Bewegungen beitragen.
Voraussetzung ist das Verständnis dafür, daß nicht wie bei Bahro und E./T. “die Praxis aus der Idee", sondern "die Ideenformationen aus der materiellen Praxis erklärt werden, demgemäß Ideenformationen "nicht durch geistige Kritik, durch Auflösung ins 'Selbstbewußtsein' oder Verwandlung in 'Spuk', 'Gespenster', 'Sparren' etc." (Anm.: hier wohl als Bahro’sche "neue Reformation" oder als von ihm so genannte "Millenniumsbewegung” zu konkretisieren), "sondern nur durch den praktischen Umsturz der realen gesellschaftlichen Verhältnisse, aus denen diese idealistischen Flausen hervorgegangen sind, aufgelöst werden können"[112].
"Diese vorgefundenen Lebensbedingungen der verschiedenen Generationen entscheiden auch, ob die periodisch in der Geschichte wiederkehrende revolutionäre Erschütterung stark genug sein wird oder nicht, die Basis alles Bestehenden umzuwerfen, und wenn diese materiellen Elemente einer totalen Umwälzung, nämlich einerseits die vorhandenen Produktivkräfte, andrerseits die Bildung einer revolutionären Masse, die nicht nur gegen die einzelnen Bedingungen der bisherigen Gesellschaft, sondern gegen die bisherige Lebensproduktion selbst, die Gesamttätigkeit, worauf sie basierte, revolutioniert - nicht vorhanden sind, so ist es ganz gleichgültig für die praktische Entwicklung, ob die Idee dieser Umwälzung schon hundertmal ausgesprochen ist" [113].
Es kommt mithin darauf an, daß die Klasse der Lohnabhängigen, die Hauptproduktivkraft, gegen ihre gesamte bisherige Lebensweise bzw. gegen die Produktionsverhältnisse als Form ihrer bisherigen Tätigkeit rebelliert und sich die ihr entfremdeten Potenzen ihres Zusammenwirkens aneignet. Da sie dies nicht in einem ununterbrochenen Sturmlauf tut und sie nur selten insgesamt in Bewegung gerät, braucht die Arbeiterklasse eine Partei, die in den partikularen Bewegungen die Interessen der historischen Gesamtbewegung vertritt und dem Rest der Bewegung die Einsicht in den Gang der historischen Entwicklung voraus hat.
Daß sich die Bedürfnisstruktur des Proletariats im Übergang zum Sozialismus durch seine eigene Tätigkeit, durch seine Erfahrungen wandeln muß, qualitativ wandeln muß, wenn es im Verlauf seiner Kämpfe neue Verhältnisse eingeht, wurde auch von Wolfgang Harich völlig verkannt, der diesbezüglich ganz im geistigen Rahmen des Stalinismus verharrte:
"Wir Marxisten stehen heute vor der Aufgabe ... unserem Programm der Bedürfnisbefriedigung ..., mit dem Vorsatz es in ökologisch verantwortbaren Grenzen zu halten, eine differenzierende kritische Bestandsaufnahme all der Bedürfnisse voraus(zu)schicken, die sich im Verlauf des Geschichtsprozesses beim Menschen herausgebildet haben; die uns besonders die Klassengesellschaft, mit dem Luxus- und Prestigekonsum ihrer herrschenden Schichten, und zumal die kapitalistische, mit ihrer Profitjägerei, ihrem Konkurrenzkampf der Kapitale, ihrem Drang zur Erschließung immer neuer Absatzmärkte, hinterlassen hat. Wobei es dann selektiv zu unterscheiden gilt zwischen solchen Bedürfnissen, die beizubehalten, als Kulturerbe zu pflegen, ja gegebenenfalls erst zu erwecken bzw. noch zu steigern sind, und anderen, die den Menschen abzugewöhnen sein werden - soweit möglich mittels Umerziehung und aufklärender Überzeugung, doch falls nötig, auch durch rigorose Unterdrückungsmaßnahmen, etwa durch Stillegung ganzer Produktionszweige, begleitet von gesetzlich verfügten Massenentziehungskuren. Es ist klar, daß dafür das gesellschaftliche Eigentum an allen Produktionsmitteln, vom proletarischen Staat verwaltet, die unabdingbare Voraussetzung ist. Aber es genügt noch nicht. Der proletarische Staat muß vielmehr, darüber hinaus, über die Machtmittel verfügen, auch den Konsum der Individuen zu kontrollieren, und zwar nach Kriterien, die ihm die Ökologie an die Hand gibt."[114] Hier ließe sich anfügen, daß die Voraussetzung einer solchen Vision ein Staat wäre, dessen vergesellschaftetes Eigentum nicht durch die Arbeiterklasse selbst, sondern von einem Staatsappparat verwaltet würde, der nur im Namen der Arbeiterklasse handelt, aber vor despotischer Herrschaft über die Mehrheit der Arbeiterklasse nicht zurückschreckt. Und das alles im Namen der Ökologie, die dann in diesem Szenario ebenfalls nicht mehr Sache der Arbeiterklasse ist, sondern exklusives Eigentum von selbsternannten Experten. Die Parallele zum realexistierenden Stalinismus drängt sich auf. Harichs Vision, die keine grundlegende Transformation der Bedürfnisstruktur der Arbeiterklasse beinhaltet, steht dem Kapitalismus näher als einem authentischen Sozialismus.
Bereits Wolfgang Mehte kritisierte, daß sich Harich, wie viele bürgerliche Theoretiker, einem ökologischen Konzept nur mit moralischen Postulaten nähert, die nicht aus den Interessen und Bedürfnissen der Arbeiterklasse als historischem Subjekt abgeleitet werden, sondern ihr von außen, hier von der ökologischen Lage, entgegengesetzt werden. Damit würde Harich den Produktionsprozeß als entscheidendem Ort des Austausches der menschlichen Gesellschaft mit der außermenschlichen Natur ignorieren und die ökologische Frage nur vom Konsum her angehen.[115] Mehte wies daraufhin, daß bereits Marx eine solche Herangehensweise kritisierte: "Wenn man von der Produktion ausgeht, so muß man sich um die wirklichen Produktionsbedingungen und die produktive Tätigkeit der Menschen bekümmern. Wenn man aber von den Konsumenten ausgeht, so kann man sich bei der Erklärung, daß jetzt nicht menschlich konsumiert werde und bei dem Postulat der menschlichen Konsumtion, der Erziehung zur wahren Konsumtion und dergleichen Phrasen beruhigen, ohne sich im Geringsten auf die wirklichen Lebensverhältnisse der Menschen und ihrer Tätigkeiten einzulassen."[116]
Harich übersieht das wirkliche Verhältnis zwischen Produktion und Konsumtion im Kapitalismus: "Die Produktion produziert die Konsumtion .., 1. indem sie ihr das Material schafft, 2. indem sie die Weise der Konsumtion bestimmt, 3. indem sie die erst von ihr als Gegenstand gesetzten Produkte als Bedürfnis im Konsumenten erzeugt. Sie produziert daher Gegenstand der Konsumtion, Trieb der Konsumtion, Ebenso produziert die Konsumtion die Anlage der Produzenten, indem sie ihn als zweckbestimmendes Bedürfnis sollizitiert."[117] Harich steht deshalb auch der Tatsache, daß die Bedürfnisstruktur der Arbeiterklasse an die Produktionsweise und an die Produktionsverhältnisse gebunden ist, weitgehend verständnislos gegenüber. Er glaubt deshalb, die Marxisten müßten ihre Zielsetzung, im Kommunismus alle Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen, ... über Bord werfen."[118] Hierzu Mehte: "Die Formel der vorgeblich schier unersättlichen, schrankenlosen menschlichen Bedürfnisse, die in den mikro- wie auch in den makro-ökonomischen Theorien die - implizite oder explizite - unterstellte Basis bilden, folgt ... der Verwertungslogik des Kapitals. ... Mithin dienen derartige Theoreme - mit einer dem Menschen unterstellten konstanten, ahistorischen Psyche oder einer dem Menschen angeborenen psychischen und sozialen Prädisposition nach unbegrenzten materiellen und polit-ökonomischen Interessen den innerhalb dieser Gesellschaftsformationen vorherrschenden materiellen und polit-ökonomischen Interessen und damit auch zugleich der Erhaltung des gesellschaftspolitischen Status quo."[119] Obwohl dies von Harich sicher nicht beabsichtigt wird, dürfte seine Position diese Wirkung zeitigen. Es ist deshalb um so wichtiger, festzuhalten, daß der Umfang sog. notwendiger Bedürfnisse und die Art ihrer Befriedigung jeweils selbst historisches Produkt ist[120].
Natürlich beruft sich auch Harich auf Marx, nämlich auf die Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei, in denen Marx schreibt, daß in der kommunistischen Gesellschaft die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis sei und in ihr mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte wachsen und daß damit "alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums fließen" würden[121], bei Harich gleich doppelt zitiert. Harich entgeht dabei, daß der "genossenschaftliche Reichtum" bei Marx nicht der bürgerliche Reichtum des Kapitalismus ist, d.h. des qualitätslosen Habens heutiger Provenienz. Marx meint mit Reichtum eben nicht die konsumgutorientierte Überflußgesellschaft, die Harich ihm unterstellt[122]. Mehte schreibt hierzu richtig: "Und das, obwohl doch Marx sehr deutlich und klar herausgearbeitet hat, daß der nationalökonomische Reichtum im völligen Einklang mit dem Elend der Massen steht, daß wirklicher Reichtum im Prinzip nichts anderes sei als freie Zeit, und daß der im bürgerlichen Sinne reiche Mensch gerade der seiner Lebensbedürfnisse verlustig gegangene Mensch sei."[123]
"Die Produktion materieller Güter", schreibt Jürgen Kuczynski, "wird stets eine absolute Notwendigkeit sein, genau wie das Atmen in frischer Luft. Aber weder das Atmen frischer Luft noch die Arbeit in der Produktion wird den Menschen besonders interessant erscheinen. Genau diese Haltung hatten einst auch die Klassiker des Marxismus-Leninismus, die stets eine Steigerung der Produktivität der Arbeit mit einer Verkürzung der Arbeitszeit im Produktionsprozeß in Verbindung brachten. Und mit einer Verkürzung der Arbeitszeit verband sich ihnen dann stets der Gedanke der Entfaltung der Fähigkeiten des Individuums."[124]
Daß sich die Bedürfnisstruktur im Sozialismus grundlegend ändern wird, hat Marx auch in seinem Hauptwerk erwähnt: " Die kommunistische Organisation wirkt in doppelter Weise auf die Begierden, welche die heutigen Verhältnisse im Individuum hervorbringen; ein Teil dieser Begierden, diejenigen nämlich, welche unter allen Verhältnissen existieren und nur der Form und Richtung nach von verschiedenen gesellschaftlichen Verhältnissen verändert werden, wird auch unter dieser Gesellschaftsform nur verändert, indem ihnen die Mittel zu ihrer normalen Entwicklung gegeben werden; ein Teil dagegen, diejenigen Begierden nämlich, die ihren Ursprung nur einer bestimmten Gesellschaftsform ... wird ganz und gar seiner Lebensbedingungen beraubt. Welche Begierden nun unter der kommunistischen Organisation bloß verändert werden und welche aufgelöst werden, läßt sich nur auf praktische Weise, durch Veränderung der wirklich praktischen Begierden ... entscheiden"[125].
Doch zurück zu Ebermann und Trampert.
Ihre These, die sozialistische Arbeiterbewegung habe die Anpassung an die kapitalistisch ausgeprägte Industrie zum "ehernen Gesetz" erhoben und technische Umwälzungen auch dann unterstützt, wenn sie zu Lasten der Arbeiter gingen, verdient nähere Überprüfung. E./T. bemerken dazu, diese Haltung sei anfänglich vom Glauben inspiriert gewesen, dadurch den späteren Untergang des Kapitalismus zu beschleunigen.
"Das Fatale an dieser Etappentheorie aber ist, daß dem Kampf der Arbeiter gegen Arbeitsverdichtung, Arbeitsqual, für Zeitbestimmung und Produktions- wie Produktgestaltung der emanzipatorische Charakter abgesprochen wurde"[126]. Tatsächlich geht diese Kritik an der Kernfrage und der Praxis der Arbeiterbewegung gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum Teil vorbei. Der Kampf zur Verkürzung des Arbeitstages, für Sicherheit am Arbeitsplatz und gegen maßlose Arbeitstempi wurde von der Arbeiterbewegung durchaus geführt. Nicht in Frage gestellt wurden hingegen Rationalisierungsinvestitionen und die Herrschaft der Kapitaleigentümer über den Produktionsprozeß im allgemeinen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil eine sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt nicht für möglich gehalten wurde. Widerstand gegen die Entfaltung der kapitalistischen Technik war unter dieser Voraussetzung nutz- und aussichtslos.
Dieser Voraussetzung wurde jedoch kein Ewigkeitswert beigemessen. Marx ging im Gegenteil davon aus, daß der Kapitalismus mit der Herstellung eines kapitalistischen Weltsystems und einer weltweiten Arbeitsteilung seine fortschrittliche Rolle ausgespielt haben würde. Dem entsprach auf Seiten des materiellen Produktionsprozesses eine Entwicklungsstufe, in der die Maschinerie nicht mehr nur individuelles Arbeitsmittel der individuellen Arbeiter war, sondern die Maschinerie (auf dem Höhepunkt ein automatisches System der Maschinerie) nur noch von Kollektiven bedient und überwacht werden konnte. Die Produktion ist auf dieser Stufe verwissenschaftlicht, streift ihren privaten Charakter ab und wird unmittelbar eine gesellschaftliche[127]. "Die unmittelbare Arbeit und ihre Quantität" hört auf, das bestimmende Prinzip der Produktion" zu sein[128].
Auf dieser Stufe gerät die bürgerliche Produktion in Widerspruch zu sich selbst. Das gesellschaftliche Individuum, “sein Verständnis der Natur und die Beherrschung derselben durch sein Dasein als Gesellschaftskörper - in einem Wort die Entwicklung des gesellschaftlichen Individuums" erscheint "als der große Grundpfeiler der Produktion und des Reichtums"[129]. Aber: "Die Produktivkräfte und die gesellschaftlichen Beziehungen - beides verschiedene Seiten der Entwicklung des gesellschaftlichen Individuums”...sind für das Kapital “nur Mittel, um von seiner bornierten Grundlage aus zu produzieren" [130]. Die private Verfügungsgewalt über Produktionsmittel läßt die Gesellschaft neben die Produktion treten, anstatt diese zu kontrollieren und am Maßstab ihrer Bedürfnisse zu regulieren. Der Kapitalismus ist danach seit der Zeit "reif" für die sozialistische Revolution, in der es die Produktion real vergesellschaftet hat, den Weltmarkt geschaffen hat - dieser taucht bei E./T. faktisch nicht auf - , den Weltmarkt dominiert, ohne die internationale Klasse der wirklichen Produzenten über die Produktion, d.h. auch den Austausch der menschlichen Gesellschaft mit der Natur, und den Austausch der Produzenten untereinander entscheiden zu lassen.
Ein weiteres Ergebnis dieser Industrialisierung bzw. Verwissenschaftlichung der Produktion ist die Steigerung der Produktivität der Arbeit für das Kapital und damit die Tendenz zur Überproduktion, die den gesamten Produktionsprozeß mangels Möglichkeit zur Kapitalverwertung ins Stocken geraten läßt (was dann zur Vernichtung von Produktivkräften führt). Der einzige Ausweg aus dieser Situation ist die Reduzierung der individuellen Arbeitszeit, “d.h. Raum für die Entwicklung der vollen Produktivkräfte der Einzelnen"[131]. Frei verfügbare Zeit ist dann, nach Überwindung des Kapitalismus, "das Maß des Reichtums" [132]. Diese Ersparung von Arbeitszeit ist "aber identisch mit Entwicklung von Produktivkraft" und ist "Zeit für die volle Entwicklung des Individuums, die selbst wieder als die größte Produktivkraft zurückwirkt auf die Produktivkraft der Arbeit"[133].
Von einer schrankenlosen Vermehrung der Güterproduktion, das wird hier noch einmal deutlich, kann bei Marx keine Rede sein. Unter Wachstum der Produktivkräfte im Sozialismus wird in erster Linie die freie Entfaltung der Individuen verstanden, die Vertiefung der Kenntnisse von Natur, Produktion, Gesellschaft und ihrer wechselseitigen Beziehungen. So auch Engels: Es ...”muß die alte Teilung der Arbeit verschwinden. An ihre Stelle muß eine Organisation der Produktion treten, ...in der andrerseits die produktive Arbeit, statt Mittel der Knechtung, Mittel der Befreiung der Menschen wird, indem sie jedem einzelnen die Gelegenheit bietet, seine sämtlichen Fähigkeiten, körperliche wie geistige, nach allen Richtungen hin auszubilden und zu betätigen, und in der sie so aus einer Last eine Lust wird.
Das ist heute keine Phantasie, kein frommer Wunsch mehr. Bei der gegenwärtigen Entwicklung der produktiven Kräfte genügt schon diejenige Steigerung der Produktion, die mit der Tatsache der Vergesellschaftung selbst gegeben ist .... um bei allgemeiner Teilnahme an der Arbeit die Arbeitszeit auf eine nach jetzigen Vorstellungen geringes Maß zu reduzieren [134].
"Heute" bei Marx - das war vor über einem Jahrhundert! Anvisiert wurde lediglich eine Steigerung der materiellen Produktion zur Deckung des Bedarfs auf dem seinerzeit gegebenen, gesellschaftlich als notwendig empfundenen Niveau und keine schrankenlose Steigerung der Gebrauchswertproduktion. Andererseits handelte es sich auch keineswegs um eine "einseitige Zuspitzung auf die Arbeitszeitverkürzung", die E./T. Marx vorwerfen[135]und der sie fröhlich die Maxime entgegensetzen, "die Produktion unter den der menschlichen Natur würdigsten und adäquatesten Bedingungen (zu) vollziehen". Ein Leser muß sich die Mühe machen, bei E./T. im Quellenverzeichnis nachzuschlagen, um festzustellen, daß sie als "wissenschaftlichen" Beleg für ihre Kritik an Marx - Marx ins Feld führen [136].
Doch zurück zur Wachstumsideologie in der Arbeiterbewegung. Die Frage, die sich aufdrängt und die E./T. nicht stellen, ist die, ob es eine bruchlose Kontinuität vom Kampf für Tagesinteressen der sozialistischen Bewegung des 19. Jahrhunderts zur Wachstumsideologie gegeben hat, wie sie heute in Osteuropa ("Überholen des Westens") oder von sozialdemokratischen Gewerkschaftsführern ("Wenn es der deutschen Industrie gut geht, geht es uns allen gut") vertreten wird. Dann hätte es seit der Herausbildung des kapitalistischen Weltmarktes und der entwickelten Industrie um die Jahrhundertwende eine kontinuierliche Entwicklung von Marx weg gegeben.
Tatsache ist, daß sich die Erkenntnis von der Reife der objektiven Bedingungen für eine sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft nur mit zeitlicher Verzögerung und nur in Teilen der Arbeiterbewegung durchsetzte. In der internationalen Arbeiterbewegung eroberte diese Strömung bis jetzt keine Mehrheit.
Hinzu kam, daß die damit verbundene Marx'sche Konzeption der Verwandlung von Produktivkräften in Destruktivkräfte vor 1914 nie systematisch aufgegriffen und entwickelt wurde. Eine Ausnahme bildete z.T. Rosa Luxemburg: "Die kapitalistische Weltwirtschaft bedeutet immer mehr die Anspannung der ganzen Menschheit zur schweren Arbeit unter zahllosen Entbehrungen und Leiden, unter physischer und geistiger Degeneration zum Zwecke der Kapitalanhäufung"[137]. Lenin analysierte zwar den Imperialismus als "sterbenden Kapitalismus' [138], als eine Übergangsepoche, erklärte, daß zu dessen Besonderheiten die Reaktion auf der ganzer Linie gehöre[139] , sprach von "Stagnation und Fäulnis" [140], griff jedoch nicht umfassend auf Marx zurück, sondern konzentrierte sich politisch auf die Frage der ökonomischen Hintergründe des ersten Weltkrieges ("politisch ist Imperialismus überhaupt Drang nach Gewalt und Reaktion")[141].
Nach der Revolution von 1917 stellten sich Lenin und den russischen Kommunisten erst einmal viel elementarere Probleme: "In einem Lande, das zerrüttet ist, ist es die erste Aufgabe, den Werktätigen zu retten. Die erste Produktivkraft ist der Arbeiter, der Werktätige. Wenn er am Leben bleibt, werden wir alles retten und wiederherstellen. ...Uns hat der imperialistische Krieg in die Barbarei zurückgeworfen, und wenn wir den Werktätigen retten, die Hauptproduktivkraft der Menschheit - den Arbeiter -, dann werden wir alles zurückgewinnen."[142]
Bucharin formulierte zu dieser Problemlage: "Jetzt, nach der riesigen Zerstörung durch den Krieg, besteht die Aufgabe eines jeden, der überhaupt den Fortschritt der Gesellschaft anstrebt, darin, diese wichtigste produktive Kraft, die Arbeiterschaft, in ihrem Bestande zu erhalten... Verschwindet aber auch diese, wird das Proletariat selbst vernichtet, so verschwindet damit die letzte Hoffnung auf die Möglichkeit des Weiterbestehens der menschlichen Gesellschaft überhaupt."[143]
Das eigentliche Feld für die Auffassung von kapitalistischen Produktivkräften als destruktiven Kräften war das der Rüstung. Ökonomisch grundlegend war hier die Analyse der systemstabilisierenden Rolle der Rüstung für den Kapitalismus durch Rosa Luxemburg. Der erste Weltkrieg wurde begriffen als Beweis für die These, daß eine Weiterentwicklung der Produktivkräfte in einem fortschriftlichen Sinne nicht mehr möglich war: “... ein tragischer Ausdruck der vollkommenen Unvereinbarkeit eines weiteren Wachstums der Produktivkräfte unter der Hülle der kapitalistischen Produktionsverhältnisse”[144], "eine Methode der Konkurrenz auf bestimmter Entwicklungsstufe[145]. Ebenso auch Trotzki: "Der Krieg war ein blinder, elementarer Aufstand der Produktivkräfte gegen die kapitalistischen Formen und darunter gegen den nationalen Staat; die vom Kapitalismus geschaffenen Produktivkräfte konnten sich nicht mehr in den Rahmen der sozialen kapitalistisch Formen ... einfügen. Daher der Krieg" [146]. Und "...der Wiederaufbau seiner (des Kapitals) Produktivkräfte stößt stets auf die historisch Hindernisse, auf die nationalen, staatlichen, durch den Versailler Frieden geschaffenen Schranken, auf Zollmauern, auf die verringerte allgemeine Kapazität des Weltmarktes. Daher das Bestreben, dieser Umklammerung zu entgehen - aber wie? - wenn es sein muß, mit der Waffe in der Hand. Daher verwandeln sich die kaum restaurierten Produktivkräfte sofort in Kräfte der Vernichtung. Der in die Länge gezogene Todeskampf der kapitalistischen Welt liefert uns ein Bild der größten Entfaltung des Militarismus"[147]. Die These von der Unmöglichkeit des Wachstums der Produktivkräfte wurde von Trotzki dabei nicht in dem Sinne begriffen daß damit jede Möglichkeit einer technologischen Entwicklung ausgeschlossen wurde: "Daß die Produktivkräfte in Amerika im letzten Jahrzehnt gewachsen sind, das unterliegt keinem Zweifel; daß die Produktivkräfte Japans während des Krieges gewachsen sind und auch jetzt noch wachsen - das steht fest... Und wie steht es in Europa? In Europa wachsen sie im großen und ganzen nicht. Daher ist die grundlegende Frage nicht durch eine Addition der Produktion, sondern auf dem Wege der Analyse des wirtschaftlichen Antagonismus zu lösen: die Sache ist die, daß Amerika und z.T. Japan - Europa in eine Sackgasse treiben, seine während des Krieges partiell gewachsenen Produktivkräfte sich nicht entwickeln lassen ... indem Amerika die europäischen Länder immer mehr vom Absatzmarkt zurückdrängt, bereitet es eine neue, in diesem Ausmaß noch nie dagewesen Zuspitzung der internationalen Beziehungen vor....”[148].
Diese Prognose, die in der ersten Hälfte der 20-er Jahre als Gemeingut der Kommunistischen Internationale gelten konnte, wurde durch den Zweiten Weltkrieg tragisch bestätigt. Der Krieg führte zu einer Vernichtung von Produktivkräften von bis dahin unvorstellbaren Ausmaßen. Der Krieg hatte zugleich dieselbe ökonomische Funktion wie jede beliebige kapitalistische Krise. Er schuf den Rahmen für eine neue, erweiterte Reproduktion des kapitalistischen Systems. "Unzweifelhaft, daß bei einer solchen Sachlage die kapitalistische Ordnung, nach einer Periode der Zerstörung, viel Chancen ... hätte, sich aufzurichten"[149]. Dies jedenfalls, nachdem es gelang, die Reproduktion der kapitalistischen Produktionsverhältnisse zu gewährleisten.
Inzwischen feiert der Militarismus neue Triumphe. Die internationale Konkurrenz nimmt zu, ebenso verzeichnen wir täglich Meldungen, die auf hektische Rüstungsanstrengungen hinweisen. Jetzt geht es nicht mehr nur um die Verhinderung einer gigantischen Katastrophe. Die Zukunft der Menschheit und der Natur steht angesichts der atomaren Bedrohung auf dem Spiel, wenn dem Kapitalismus nicht Einhalt geboten wird. Es ist angesichts dieser theoretischen Tradition der sozialistischen Bewegung mehr als überraschend, daß E./T. in ihrem Buch die Frage des Militarismus überhaupt nicht aufgreifen. Es scheint, als ob sie bei ihrem Versuch, der sozialistischen Bewegung Blindheit gegenüber den destruktiven Auswirkungen der Produktivkräfte des Kapitals zu bescheinigen, vor Übereifer selbst blind geworden sind.
Dabei läßt sich die Reduzierung des destruktiven Charakters der Produktivkraftentwicklung im Kapitalismus auf den Militarismus durchaus bemängeln und kritisieren. Eine derartige Kritik müßte aber zunächst einmal die in der Friedensbewegung immer noch vorherrschende Auffassung überwinden, daß sich der Militarismus bekämpfen lasse, ohne die Existenz des Kapitalismus in Frage zu stellen.
Die Reduzierung der Auffassung von Marx, daß der Kapitalismus Produktivkräfte in Destruktivkräfte verwandelt, auf den Kampf gegen den Militarismus begünstigte mit Sicherheit eine unkritische Haltung gegenüber der zivilen kapitalistischen Technik, deren kapitalistische Formbestimmung aus dem Blick geriet. Eine derartige Kritik muß jedoch auch berücksichtigen, daß vor 60 Jahren ökologische Probleme nicht entfernt den Stellenwert im gesellschaftlichen Bewußtsein einnahmen wie heute (das Wort "Umweltschutz" tauchte erst in den 70-er Jahren auf; die Massenproduktion von in der Natur nicht abbaubaren Giften begann erst nach dem 2.Weltkrieg).
Dennoch ist die These, daß auf diese Weise "die Zerstörung der materiellen Quellen des gesellschaftlichen Reichtums, der Arbeit und der Erde aus dem Blick geriet[150], falsch. Bucharin schrieb Anfang 1920 anläßlich von Überlegungen zum Transformationsprozeß der Produktionsverhältnisse: "Wie wir gesehen haben, sind die Produktionsverhältnisse zugleich auch technische Verhältnisse, und die soziale Hierarchie ist zugleich eine Hierarchie in der Technik ... daraus ergibt sich, daß man von den alten Wirtschaftsapparaten nicht ganz Besitz ergreifen kann"[151]. Und: "Die grundlegende Voraussetzung für den sozialistischen Aufbau ist die Transformation dieser kapitalbildenden Funktion (der Arbeiterklasse im Kapitalismus) in eine Funktion der gesellschaftlichen Arbeit. Dies ist möglich allein bei der herrschenden Lage des Proletariats" [152].
Aber: "Erst nach dem Umbau des menschlichen Arbeitsapparates, dem Umbau, der die Hindernisse zur Entfaltung der Produktivkräfte beseitigt und die Hülle sprengt, die sich aus Entwicklungsformen in Fesseln der Entwicklung verwandelt hat - erst danach wird die letzte Phase der Revolution möglich: die technische Umwälzung, die Umwälzung nicht in den Beziehungen der Menschen, sondern in den Beziehungen zwischen der menschlichen Gemeinschaft und der äußeren Natur.
Hier wird man zuerst eine Periode der ursprünglichen sozialistischen Akkumulation durchmachen müssen"[153].
Augenscheinlich erwähnte Bucharin hier das Problem, das sich in der UdSSR nach der Revolution und dem Bürgerkrieg stellte, nämlich der mangelnden Vergesellschaftung der Produktivkräfte, d.h. der ökonomischen Rückständigkeit Rußlands. Dieses Problem warf eben ein völlig neues auf, das der Schaffung elementarster ökonomischer Grundlagen, um mit dem Aufbau des Sozialismus im eigentlichen, Marx’schen Sinne beginnen zu können.
Es war bedeutenden Theoretikern des nachrevolutionären Rußlands durchaus klar, daß die Arbeiterklasse dabei "gegenüber ihrer eigenen Arbeitskraft, Gesundheit und ihren Arbeitsbedingungen nicht dieselbe Haltung einnehmen (kann), wie es der Kapitalismus getan hat"[154]. Doch diese Theoretiker konnten ihre Vorstellungen nicht durchsetzen. Grund: "Gerade weil die UdSSR noch lange nicht einmal das erste Stadium des Sozialismus, d.h. ein ausgeglichenes System von Erzeugung und Verbrauch, erreicht hat, verläuft die Entwicklung nicht harmonisch, sondern in Widersprüchen. Die ökonomischen Widersprüche erzeugen soziale Antagonismen, die ihre eigene Logik entfalten, ohne die fernere Entwicklung der Produktivkräfte abzuwarten" [155]. Konkret bedeutete das in Rußland die Entstehung einer Bürokratie, die eine sozialistische Entwicklung im Marx'schen Sinne blockierte. Trotzki kritisierte diese Entwicklung folgendermaßen: "Auf den von der Revolution geschaffenen Grundlagen vollzog sich die grobe Vorarbeit des Entlehnens, Nachahmens, Verpflanzens, Pfropfens. Ein neues Wort ist bisher weder in der Technik noch der Wissenschaft oder Kunst gesprochen worden. Gigantische Fabriken nach fertigen westlichen Mustern kann man auch auf bürokratischem Kommando errichten, freilich dreimal so teuer. Aber je weiter der Weg geht, um so mehr läuft die Wirtschaft auf das Problem der Qualität hinaus, die der Bürokratie wie ein Schatten entgleitet ... In einer nationalisierten Wirtschaft setzt Qualität Demokratie für Erzeuger und Verbraucher voraus...
Im Gefolge der Qualitätsfrage entstehen komplizierte und grandiosere Aufgaben, die man zusammenfassen kann unter dem Begriff: selbstständiges technisches und kulturelles Schaffen"[156].
Und weiter: " ... das staatliche Eigentum an den Produktionsmitteln verwandelt nicht Mist in Gold und umgibt nicht das Schwitzsystem (Akkord), das mit der Hauptproduktivkraft, dem Menschen, Raubbau treibt, mit einem Heiligenschein" [157].
Von daher kann die Behauptung, die sozialistische Arbeiterbewegung habe sich insgesamt und bruchlos der Anpassung des Menschen an die kapitalistisch ausgeformte Industrie verschrieben, nicht aufrechterhalten werden. Revolutionäre Sozialisten in der Arbeiterbewegung haben eben sehr wohl die Frage des "wie" und "was" der Produktion im Auge gehabt, haben bei Sozialismus nicht nur an die Verstaatlichung von Produktionsmitteln, sondern an eine grundlegende Umgestaltung der Gesellschaft gedacht. Anderenfalls hätte die Kommunistische Internationale in ihrer Entstehungsphase wohl kaum dem Kampf für eine Rätedemokratie einen derart breiten Raum gewidmet, hätten die Bolschewiki wohl nicht als eines ihrer ersten Dekrete die Kontrolle der Arbeiter über die Produktion als Vorstufe einer selbstverwalteten Industrie eingeführt.
Der Umstand, daß diese Ansätze zu einer Wiederbelebung des Marxismus in der Arbeiterbewegung in der Praxis unterlagen, daß die konkrete Entwicklung der UdSSR z.T. die Errungenschaften und Ansätze der Oktoberrevolution zunichte machte, ändert nichts an der Brauchbarkeit des Marxismus für eine Analyse der Probleme, vor denen wir heute stehen und für die Entwicklung einer strategischen Konzeption zur Gesellschaftsveränderung.
Eine Entwicklung und Entfaltung des Rätesystems in der UdSSR hätte, das sei hier behauptet, nicht nur die innergesellschaftlichen Beziehungen qualitativ verändert, sondern auch das Verhältnis zwischen Mensch (Gesellschaft) und Natur, weil Naturgenuß ein erstrangiges menschliches Bedürfnis ist. Die Veränderung der gesellschaftlichen Beziehungen hätte in bisher ungekanntem Maße die Bedürfnisstruktur gewandelt. Arbeit und Freizeit dienten dem Genuß und der Selbstverwirklichung, d.h. sie verlören ihren kompensatorischen Charakter. Der kapitalistische Kreislauf, der durch die bürokratische Erstarrung der osteuropäischen Gesellschaften nicht überwunden wurde, wäre durchbrochen worden: Die Produzenten könnten sich als Herren der Produktion wieder mit ihrer Tätigkeit identifizieren; sie brauchten außerhalb der Produktion nicht ihren Status durch die Ersetzung alter durch immer neuere und teurere Konsumgüter zu demonstrieren, deren spezifischer Gebrauchswert nur noch der einer fragwürdigen sozialen “Selbstbestätigung" ist; Freizeit diente wieder dem Genuß, der wirklich freien und kreativen Selbstbetätigung anstatt dem bloßen Nichtstun. Die Folge wäre eine Tendenz, die Güterproduktion auf die Produktion von Gütern zu beschränken, die der Entfaltung der Individuen dienen, d.h. Güter würden wieder um ihrer spezifischen Gebrauchseigenschaften willen produziert. Die Produktion würde dem Maßstab der menschlichen Bedürfnisse materieller und immaterieller Art unterworfen.
In der Sowjetunion hat wegen der Bürokratisierung eine solche sozialistische Entwicklung nicht stattgefunden. Die postkapitalistischen Staaten stagnieren auf einem Entwicklungsniveau der Gesellschaft, das dem Kapitalismus näher steht als dem Sozialismus und dessen abstoßenden Züge sind zur wichtigsten Stütze des Kapitalismus geworden. Die Notwendigkeit des Sozialismus, in Ost und West, wird dadurch nicht in Frage gestellt. Die Aufrechterhaltung des Kapitalismus bedroht das Überleben der Menschheit. Ein atomarer Weltkrieg beschwört die Gefahr des Untergangs zumindest der menschlichen Zivilisation herauf. Ein neuer Weltkrieg bedeutete die Zerstörung der menschlichen Gesellschaft, der bisherigen Arbeitsergebnisse, möglicherweise die Vernichtung der Menschheit überhaupt. Der Raubbau an der Natur, der durch Ignoranz gegenüber Naturgesetzen betrieben wird, droht der Menschheit ihre Lebensgrundlage zu entziehen. Zugleich bedrohen die altbekannten innerökonomischen Widersprüche des Kapitalismus immer größere Teile der Menschheit mit Hunger und Elend - selbst in den reichsten Ländern.
Deshalb hat die Menschheit nichts nötiger, als einen Rätesozialismus in Ost und West, als die Abschaffung jeder Rüstungsproduktion und die Aussöhnung der Menschheit mit der Natur. Auf Marx kann sie dabei nicht verzichten.
[1] | Friedrich Engels, Dialektik der Natur, in: MEW 20, S. 307 ff, 452 |
[2] | ders., a.a.O., S. 454 |
[3] | Friedrich Engels, Zur Wohnungsfrage, in: MEW 18, S.209 ff, 221 |
[4] | Friedrich Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, in: MEW 20, S. 1 ff, 24 |
[5] | Friedrich Engels: Dialektik der Natur, in: MEW 20, S.307 ff, 331 |
[6] | Friedrich Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, in: MEW 20, S. 1 ff, 106 |
[7] | Friedrich Engels: Dialektik der Natur, MEW 20, S.452 |
[8] | Friedrich Engels, Dialektik der Natur, in: MEW 20, S.307 ff, 454 |
[9] | Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, in: MEW 20, S. 1 ff, 107 |
[10] | Karl Marx, Das Kapital, Bd. 1, in: MEW 23, 528ff. |
[11] | Thomas Ebermann/Rainer Trampert, Die Zukunft der Grünen, Hamburg 1984, (zitiert: E./T.), S.209 |
[12] | E./T., S.211 |
[13] | Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft; MEW 20, S. 1 ff, 258 |
[14] | Karl Marx, Das Kapital, Bd. 1, MEW 23, S.529 f |
[15] | Karl Marx: Das Kapital, Bd. 3, MEW 25, S.97; vgl. auch a.a.O., S.821 und Karl Marx, Theorien über den Mehrwert, MEW 26.3, S.303 |
[16] | Karl Marx, Das Kapital, Bd.3, in: MEW 25, S.784 |
[17] | Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, MEW 20, S.1 ff, 255 |
[18] | Friedrich Engels, Dialektik der Natur, in: MEW 20, S.307 ff, 454 |
[19] | Karl Marx, Über die Nationalisierung des Grund und Bodens, MEW 18, S. 59 ff, 60 |
[20] | Friedrich Engels, Dialektik der Natur, MEW 20, S.307 ff, 454 |
[21] | Friedrich Engels, Zur Wohnungsfrage, MEW 18, S. 209 ff, 221 |
[22] | vgl. Marcello Cini: Wissenschaftliche Innovation und Gesellschaftsform, in: W. Haug und W. Elfferding, Neue Technik und Sozialismus, Berlin 1982, S. 74 ff |
[23] | Brief an die New York Times, dort veröffentlicht 10.11.1954 - zitiert nach Joseph Weber: Die Krise des sozialen Bewußtseins in unserer Zeit, Sonderheft von "Dinge der Zeit", 1975 |
[24] | Joseph Weber, a.a.O. |
[25] | Karl Marx, Das Kapital, Bd .3, MEW 25, S. 111 |
[26] | Karl Marx, a.a.O., S.110 |
[27] | Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals, Werke, Bd. 5, S.145, Berlin 1975 |
[28] | Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, MEW 20, S.1 ff, 24 |
[29] | E./T., These 3, S.194 |
[30] | E.T., S.64 |
[31] | E./T., S.128 ff |
[32] | E./T., S.136 ff |
[33] | E./T., S.139 |
[34] | B. B.: Endzeitvisionen und Fortschrittsoptimismus, in: miljön, Stockholm 1972, S.13 -zweisprachig |
[35] | Otto Ullrich: Weltniveau, Berlin 1980, S. 20 |
[36] | Otto Ullrich, a.a.O., S. 21 |
[37] | Willfried Maier: Politische Ökologie und dialektischer Materialismus, in: Hefte für Demokratie und Sozialismus, Nr. 1 /1979, S. 24 |
[38] | E./T., a.a.O., S. 213 |
[39] | E./T., a.a.O., S. 214 |
[40] | Wolfgang Eichhorn, Adolf Bauer, Gisela Koch: Die Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen, Berlin 1975, S. S.19 |
[41] | Karl Marx, Das Kapital Bd. 1, MEW 23, S. 333 |
[42] | Karl Marx, a.a.O., S.532 |
[43] | Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S.325 |
[44] | Karl Marx/Friedrich Engels, Deutsche Ideologie, MEW 3, S. 30; Karl Marx, Das Kapital Bd. 1, MEW 23, S. 345 |
[45] | Karl Marx, Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses, Frankfurt 1969, S. 50 |
[46] | Karl Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S.439; vg. auch S. 587 f |
[47] | Karl Marx, a.a.O., S. 592 |
[48] | Karl Marx, Das Kapital Bd. 3, MEW 25, S. 753 f; a.a.O., S. 270; Karl Marx, Das Kapital Bd. 2, MEW 24, S. 355f |
[49] | Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 651 |
[50] | Wolfgang Eichhorn, Adolf Bauer, Gisela Koch: Die Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen, Berlin 1975, S. 31 ff |
[51] | Karl Korsch: Karl Marx, Frankfurt/Wien, 1967, S. 167 |
[52] | Gottfried Stiehler: Gesellschaft und Geschichte. Zu den Grundlagen der sozialen Entwicklung, Berlin 1974, S. 41 f |
[53] | Karl Marx/Friedrich Engels, Deutsche Ideologie, MEW 3, S. 60 |
[54] | Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 325 |
[55] | Karl Marx, Das Kapital Bd. 1, MEW 23, S. 381; vgl. auch a.a.0., S. 281 |
[56] | Karl Marx/Friedrich Engels, Deutsche Ideologie, in: MEW 3, S. 69 |
[57] | Karl Marx/Friedrich Engels, a.a.O., S.69/70 |
[58] | Otto Ullrich, Weltniveau, Berlin 1980 S.8 |
[59] | ders., a.a.O., S.7 |
[60] | Friedrich Engels: Dialektik der Natur, MEW 20, S.260 |
[61] | ders., a.a.O., S.566 |
[62] | ders., a.a.O., S.276 |
[63] | ders., a.a.O., S.274 |
[64] | Wolfgang Eichhorn, Adolf Bauer, Gisela Koch, Die Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen, Berlin 1975, S. 53 |
[65] | Karl Marx: Das Kapital, Bd.1, MEW 23, S. 512 |
[66] | Karl Marx, Das Kapital, Bd. 3, MEW 25, S. 269 |
[67] | E./T., S. 229 f |
[68] | Otto Ullrich, Weltniveau, Berlin 1980, S.7 |
[69] | Karl Marx, Das Kapital Bd. 1, MEW 23, S. 512 |
[70] | Karl Marx/Friedrich Engels; Deutsche Ideologie, MEW 3, S.35 |
[71] | dies., a.a.O., S. 37 |
[72] | dies., a.a.O., S. 60 |
[73] | dies., a.a.O., S.38 |
[74] | Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, MEW 20, S. 260 f |
[75] | Friedrich Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, MEW 20, S. 260 f |
[76] | Karl Marx/Friedrich Engels: Deutsche Ideologie, MEW 3, S.60 |
[77] | Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S.387; vgl. auch Karl Marx: Das Kapital, Bd. 1, MEW 23, S. 618 |
[78] | Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 325 |
[79] | ders., a.a.O., S.318 |
[80] | Karl Marx: Theorien über den Mehrwert, MEW 26.2, S.529 |
[81] | Karl Marx: Das Elend der Philosophie, MEW 4, S. 143 f |
[82] | Evgenij A. Preobrazenskij: Die neue Ökonomik, Berlin 1971, S. 62 |
[83] | Karl Marx, a.a.O. |
[84] | ders., a.a.O., S. 151 |
[85] | ders., S. 156 |
[86] | Karl Marx, Das Kapital Bd. 1, MEW 23, S. 195 |
[87] | E./T., a.a.O., S. 224 |
[88] | E./T., a.a.O., S.224 f |
[89] | Agnes Heller: Das Leben ändern. Radikale Bedürfnisse, Frauen, Utopie. Hamburg 1981, S. 139 |
[90] | dies., a.a.O., S. 140 |
[91] | Karl Korsch: Karl Marx, Frankfurt/Wien 167, S.169 |
[92] | E./T., a.a.O., S.221 |
[93] | E./T., a.a.O., S.225 |
[94] | E./T., a.a.O., S.226 |
[95] | E./T., a.a.O., S. 227 |
[96] | E./T., ebenda |
[97] | Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 506 |
[98] | Karl Marx, a.a.O., S.13 |
[99] | Karl Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte, in: MEW-Ergänzungsband 1, S. 553 |
[100] | Karl Marx, ebenda |
[101] | Herbert Marcuse: Versuch über die Befreiung, Frankfurt 1969, S. 26 f |
[102] | Andre Gorz: Zur Strategie der Arbeiterbewegung im Neokapitalismus, Frankfurt 1967, S. 228 ff |
[103] | Karl Marx, ebenda |
[104] | Rudolf Bahro, Die Alternative, Köln/Frankfurt 1977, S. 303 |
[105] | ders., a.a.O., S. 310 |
[106] | ders., a.a.O., S. 303 |
[107] | ders., a.a.O., S. 304 |
[108] | ders., a.a.O., S. 302 |
[109] | Erich Fromm: Die Revolution der Hoffnung - für eine humanisierte Technik, Stuttgart 1971, S.69 |
[110] | Karl Marx/Friedrich Engels, Deutsche Ideologie, MEW 3, S. 70 |
[111] | dies., a.a.O., S.34 |
[112] | dies., a.a.O., S.38 |
[113] | dies., a.a.O., S. 38 f |
[114] | Wolfgang Harich: Kommunismus ohne Wachstum, Reinbek 1975, S. 178 f |
[115] | vgl. Wolfgang Mehte: Ökologie und Marxismus. Ein Neuansatz zur Rekonstruktion der politischen Ökonomie unter ökologischen Krisenbedingungen, Hannover 1981, S. 608 |
[116] | Karl Marx, Deutsche Ideologie. Der wahre Sozialismus. IV. Karl Grün, MEW 3, S. 507 |
[117] | Karl Marx: Einleitung zur Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 624 |
[118] | Wolfgang Harich, a.a.O., S.178 f |
[119] | Wolfgang Mehte, a,a,O., S. 576 f |
[120] | Karl Marx: Das Kapital, Bd. 1, MEW 23, S.185 |
[121] | Karl Marx: Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei, MEW 19, S.15, 21 |
[122] | vgl. z.B. Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, S. 131 ff |
[123] | Wolfgang Mehte, a.a.O., S. 718 |
[124] | Jürgen Kuczynski: Vier Revolutionen der Produktivkräfte, Berlin 1975, S. 135 |
[125] | Karl Marx, zitiert nach K.M.: Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse, herausgegeben von Helmut Reichelt und Reinhold Zech, Frankfurt/Berlin/Wien 1983, S. 31 |
[126] | E./T., S.137 |
[127] | Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S.582 ff |
[128] | ders., a.a.O., S.587 |
[129] | ders., ebenda |
[130] | ders, a.a.aO., S.593 |
[131] | ders., a.a.O., S. 595 |
[132] | ders., a.a.O., S. 596 |
[133] | ders., a.a.O., S. 599 |
[134] | Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, in: MEW 20, S.273 f |
[135] | E./T., S. 234 |
[136] | Karl Marx, Das Kapital Bd. 3, MEW 25, S. 828 |
[137] | Rosa Luxemburg, Einführung in die Nationalökonomie, Werke, Bd. 5, Berlin 1975, S. 775 |
[138] | Wladimir Iljitsch Lenin, Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, Berlin 1967, S.135 |
[139] | ders., a.a.O., S. 118 |
[140] | ders., a.a.O., S. 106 |
[141] | ders., a.a.O., S.97 |
[142] | Wladimir Iljitsch Lenin: I. Gesamtrussischer Kongreß für außerschulische Bildung, Werke, Bd.29, S. 321 |
[143] | Nikolai Bucharin: Bericht zu den Richtlinien der III. Internationale, Protokoll des Gründungskongresses der Kommunistischen Internationale, Hamburg 1921 - Reprint o. Jhg. |
[144] | Nikolai Bucharin, Ökonomik der Transformationsperiode, Hamburg 1970, S.62 |
[145] | ders., a.a.O., S.101 |
[146] | Leo Trotzki, Europa und Amerika, Berlin 1929, S.85 |
[147] | ders., a.a.O., S.118 |
[148] | ders., a.a.aO., S.131 |
[149] | Nikolai Bucharin: Ökonomik der Transformationsperiode, Hamburg 1970, S.44 |
[150] | E./T., S. 137 |
[151] | Nikolai Bucharin, a.a.O., S. 52 |
[152] | ders., a.aO., S. 63 |
[153] | ders., a.a.O., S.109 |
[154] | Evgenij Preobrazenskij, a.a.O., S.156 |
[155] | Leo Trotzki, Verratene Revolution, Berlin, 1971, S. 48 |
[156] | ders., S. 265 f |
[157] | ders., a.a.O., S. 82 |