Teheraner Busfahrer kämpfen für Freilassung von Inhaftierten
Seit zwei Wochen befinden sich Teheraner Busfahrer im Kampf um die Freilassung eines Gewerkschaftsführers. Mansur Astanlu, der Vorsitzende der unabhängigen Verkehrsarbeitergewerkschaft von Teheran Vahed (Einheit) war zusammen mit rund einem Dutzend weiterer Gewerkschafter am 22. Dezember in seiner Wohnung verhaftet worden.
Die Gewerkschaft rief daraufhin am 25. Dezember einen Streik aus, in dem sie neben der Freilassung der Gefangenen auch Lohnerhöhungen, Bezahlung von Überstunden und Ausgleichszahlungen für vorübergehend entlassene Kollegen forderte. Iranischen Medienberichten zufolge standen durch den Streik rund die Hälfte der 6000 Teheraner Busse still. Als der Teheraner Bürgermeister bereits nach einem Streiktag die Erfüllung aller Forderungen zusagte, wurde der Streik ausgesetzt.
Während die anderen inhaftierten Gewerkschaftsaktivisten Mitte letzter Woche tatsächlich freikamen und ihre Verfahren vorläufig eingestellt wurden, blieb Astanlu im berüchtigten Evin-Gefängnis. Nach Aussagen der Staatsanwaltschaft würde Astanlu nicht wegen seiner gewerkschaftlichen Aktivität festgehalten. Vielmehr soll ihm wegen Kontakten zu ausländischen Organisationen oder Spionage ein politischer Prozeß gemacht werden — Delikte, die mit langjähriger Haft oder sogar der Todesstrafe geahndet werden. Als “Beweis” dient ein Spendenkonto mit Solidaritätsgeldern ausländischer Gewerkschaftsaktivisten.
Mit Mahnwachen vor dem Gebäude des Revolutionsgerichts setzten sich Delegierte der Busbezirke auch in den letzten Tagen für Astanlus Freilassung ein. Die Gewerkschaftsaktivisten verweigern zudem weitere Verhandlungen mit dem Bürgermeister, solange Astanlu inhaftiert bleibt.
Die Busfahrergewerkschaft Vahed wurde im Juni 2005 gegründet, nachdem vorangegangene Gründungsversammlungen mehrmals von Schlägertrupps überfallen wurden. Rund die Hälfte der 16.000 Angestellten des öffentlichen Nahverkehrs im Großraum Teheran soll mittlerweile der unabhängigen Gewerkschaft angehören. Nach iranischen Gesetzten sind unabhängige Gewerkschaften nicht zulässig. Nur die Islamischen Arbeiterräte in den Betrieben werden als Arbeitervertretung anerkannt. Doch gerade die Busfahrer stellten aufgrund ihrer berufsbedingten Bekanntheit in der Bevölkerung einen Schlüsselsektor der Arbeiterklasse da. Mit einem Komplott gegen ihren gewählten Führer soll die Gewerkschaft offensichtlich diskreditiert werden.
Nick Brauns