Leo Trotzki:
Vorwort zur polnischen Ausgabe von Lenins
»Der "linke Radikalismus", die Kinderkrankheit im Kommunismus«
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Die Arbeit Lenins, die wir hier den polnischen Lesern vorlegen, wurde im April 1920 geschrieben. Damals war die kommunistische Bewegung der Kindheit noch nicht entwachsen, ihre Leiden waren wesentlich Kinderkrankheiten.
Lenin verdammt das formelle »Linkstum«, den Radikalismus der Geste und der Phrase, und verteidigt zugleich mit nicht geringerer Leidenschaft die wirklich revolutionäre Unversöhnlichkeit der Klassenpolitik. Das aber hat ihn mitnichten vor dem Mißbrauch durch Opportunisten verschiedener Spielart bewahrt, die sich, seit das Buch vor zwölf Jahren erschienen ist, hunderte und tausende Male darauf berufen haben, um die prinzipienlose Versöhnung zu rechtfertigen.
Gegenwärtig stoßen sich unter den Bedingungen der Weltkrise zahlreiche linke Flügel von der Sozialdemokratie ab. Sie fallen in den Graben, der den Kommunismus vom Reformismus trennt, und erklären, es sei ihre historisch notwendige Funktion, die "Einheitsfront" oder, umfassender, die "Einheit der Arbeiterbewegung" herzustellen. Diese versöhnlerischen Losungen charakterisieren tatsächlich die Physiognomie der Sozialistischen Arbeiterpartei in Deutschland, die von Seydewitz, K. Rosenfeld, dem alten Ledebour und anderen geleitet wird. Von der deutschen SAP unterscheidet sich kaum, soweit ich es von hier aus beurteilen kann, die kleine polnische politische Gruppe um Dr. Joseph Krouk u. a. Die Theoretiker dieser Gruppen berufen sich bestenfalls auf Lenins Arbeit über die "linke Kinderkrankheit. Sie schulden uns die Erklärung, wieso sie Lenin stets für einen verstockten Spalter gehalten haben.
Der Kern der leninistischen Einheitsfrontpolitik besteht darin, dem Proletariat die Möglichkeit zu geben, unter Wahrung einer unversöhnlichen und kämpferischen Organisation und eines ebensolchen Programms wenigstens einen kleinen praktischen Schritt vorwärts zu gehen. Auf der Basis dieses praktischen Schritts der Massen bemüht sich Lenin, die politischen Widersprüche zwischen Marxismus und Reformismus weder abzuschwächen noch zu unterdrücken, sondern ganz im Gegenteil sie offenzulegen, sie den Massen verständlich zu machen und dadurch den revolutionären Flügel zu stärken.
Das Einheitsfrontproblem ist der Kern aller taktischen Probleme. Aber wir wissen, daß die Taktik der Strategie untergeordnet ist. Die Linien unserer Strategie werden im Lichte des Marxismus durch die historischen Interessen des Proletariats bestimmt. Wir wollen damit die Bedeutung der taktischen Probleme nicht herabsetzen. Ohne spezifische Taktik bleibt die Strategie eine tote Abstraktion fürs Museum. Aber es ist nicht weniger unnütz, eine besondere Taktik, was immer ihre aktuelle Bedeutung sein mag, in ein Allheilmittel zu verwandeln, daraus ein Universalrezept und einen Glaubensartikel zu machen. Die Voraussetzung der Einheitsfrontpolitik ist ein totaler und unversöhnlicher Bruch mit der prinzipienlosen Versöhnung.
Lenins Schrift schien dem falschen Radikalismus einen tödlichen Streich versetzt zu haben. Der Dritte und Vierte Kongreß der Kommunistischen Internationale haben beinahe einmütig die Schlußfolgerungen dieses Buches in ihre Resolutionen eingehen lassen. Aber während der letzten Periode, deren Beginn beinahe mit der Krankheit und dem Tod Lenins zusammenfällt, sehen wir eine Strömung, die auf den ersten Blick erstaunen macht: die ultralinken Tendenzen tauchen wieder auf, gewinnen an Kraft, führen zu einer Reihe von Niederlagen und verschwinden dann von der Szene, um von neuem in noch zugespitzterer und bösartigerer Form wiederzukehren.
Die formellen und geistlosen Verwahrungen gegen jedwede Vereinbarung mit dem Reformismus, gegen die Einheitsfront mit der Sozialdemokratie, gegen die Einheit der Gewerkschaftsbewegung, die oberflächlichen Argumente zugunsten der Schaffung von - um mit Lenin zu reden -"blitzsauberen Gewerkschaften", all diese "ultralinken" Parolen sind dadurch, daß sie gegenwärtig von bürokratischen Bässen statt von Fistelstimmen vorgetragen werden, weder ernsthafter noch intelligenter geworden. Worauf ist dieser erstaunliche Rückfall zurückzuführen?
Wir wissen, daß die politischen Tendenzen nicht in der Lufl schweben. Abweichungen und Fehler müssen, sofern sie dauerhaft sind, eine Klassenbasis haben. Wenn man von "Ulltralinkstum" redet, ohne seine sozialen Wurzeln zu bestimmen, so ersetzt man die marxistische Analyse durch ein Gedankenspiel. Übrigens reduzieren die rechten und opportunistischen Kritiker des Stalinismus - wie z. B. die Brandlerianer - gegenwärtig alle Fehler der Kommunistischen Internationale auf ein simples ideologisches Mißverständnis; das Ultralinkstum wird dabei von sozialen, historischen Tendenzen abgelöst, in eine Art Mystik verkehrt, zu einem bösen Geist gemacht, der die frommen Christen verschlingt.
Das Problem stellt sich ganz anders. Die Ereignisse zeigen ganz klar, daß diese Fehler, die seinerzeit zum Habitus von Individuen oder Gruppen gehörten und einzig einem Mangel an politischer Reife zuzuschreiben waren, jetzt zum System erhoben und zu Waffen des bewußten Kampfes um die Macht einer ganzen politischen Strömung geworden sind: des bürokratischen Zentrismus. Es handelt sich nicht um inkonsistente ultralinke Anwandlungen, wenn dieselbe politische Gruppe, die gegenwärtig die Kommunistische Internationale dirigiert, auf ultralinke Fehler grob opportunistische Aktionen folgen läßt. In bestimmten Momenten vertauscht die stalinistische Fraktion den Radikalismus nicht rechtzeitig mit dem Opportunismus, sondern macht von beiden gleichzeitig Gebrauch, in direkter Abhängigkeit von den Erfordernissen des Frationskampfes.
So sehen wir gegenwärtig auf der einen Seite eine prinzipielle Ablehnung jeder Politik irgendwelcher Vereinbarungen mit der Sozialdemokratie; andererseits sind wir Zeugen des Antikriegskongresses, der auf Grund von Vereinbarungen mit bürgerlichen und kleinbürgerlichen Pazifisten, den französischen Radikalen, den Freimaurern oder mit anspruchsvollen Leuten vom Typus Barbusse[1] zustandekommt, der sich berufen fühIt, "die Zweite und Dritte Internationale zu vereinigen".
Alle die einfachen, gänzlich schlüssigen Argumente, die Lenin zugunsten von "Vereinbarungen", "Kompromissen", unvermeidlichen Konzessionen usw. vorbrachte, zeigen zugleich aufs Beste, welche Grenzen diese Methoden nicht überschreiten dürfen, ohne sich in ihr Gegenteil zu verkehren.
Die Einheitsfronttaktik ist kein universelles Prinzip. Sie ist selbst einem weitaus wichtigeren Kriterium unterstellt: der Vereinigung der proletarischen Avantgarde auf der Grundlage einer intransigenten marxistischen Politik. Die Kunst der Führung besteht darin, gestützt auf konkrete Verbindungen mit der Klasse von Fall zu Fall zu entscheiden, mit wem, zu welchem Zweck und innerhalb welcher Grenzen die Einheitsfront akzeptabel ist, und in welchem Fall sie gebrochen werden muß.
Wenn wir ein gültiges Muster dafür suchen, wie die Einheitsfrontpolitik nicht geführt werden kann und darf, so finden wir kein besseres - richtiger: schlechteres - als den Amsterdamer Kongreß "aller Klassen und aller Parteien" gegen den Krieg.
Dies Beispiel verdient, Punkt für Punkt untersucht zu werden.
I. Die Kommunistische Partei muß bei allen möglichen Vereinbarungen, seien sie kurz- oder langfristig, offen unter ihrer eigenen Fahne auftreten. In Amsterdam waren Parteien als solche überhaupt nicht zugelassen. Als ob der Kampf gegen den Krieg nicht eine politische und folglich eine Aufgabe der Parteien wäre. Als ob dieser Kampf nicht höchste Klarheit und Genauigkeit des Denkens erforderte. Als ob irgendeine andere Organisation außer der Partei imstande wäre, die Probleme des Kampfes gegen den Krieg klarer und vollständiger zu formulieren. Und doch ist der wirkliche Organisator dieses Kongresses, bei dem die Parteien ausgeschlossen sind, gerade die Komintern!
2. Die Kommunistische Partei darf nicht eine Einheitsfront suchen mit isolierten Advokaten und Journalisten oder sympathischen Freunden, sondern nur mit Arbeiter-Massenorganisationen, also in erster Linie mit der Sozialdemokratie. Dennoch wurde eine Einheitsfront mit der Sozialdemokratie von vornherein ausgeschlossen. Selbst der Appell an die Sozialdemokratie wurde für unzulässig erklärt, d. h. die Probe darauf, wie stark der Druck der sozialdemokratischen Massen auf ihre Führer schon ist.
3. Gerade weil die Einheitsfrontpolitik opportunistische Gefahren mit sich bringt, muß die Kommunistische Partei jegliche zweideutige, diplomatische Vermittlungspolitik hinter dem Rücken der Massen unterlassen. Dennoch hielt es die Komintern für nützlich, als formellen Organisator und Bannerträger den französischen Schriftsteller Barbusse vorzuschieben, einen Mittler hinter den Kulissen, der sich auf die übelsten Elemente von Reformismus und Kommunismus stützt. Ohne Information der Massen, aber offensichtlich im Auftrag der Komintern, begann Barbusse Unterhandlungen über den Kongreß mit Friedrich Adler[2]. Aber die Einheitsfront von oben ist doch unzulässig?! Wenn Barbusse den Vermittler macht, ist sie, wie sich zeigt, zulässig. Überflüssig zu sagen, daß die Leiter der II. Internationale Barbusse auf dem Felde politischer Diplomatie bei weitem überlegen sind. Barbusses Diplomatie hinter den Kulissen gab der II. Internationale die Möglichkeit, die Teilnahme am Kongreß unter günstigen Vorwänden auszuschlagen.
4. Die Kommunistische Partei hat das Recht und die Pflicht, schwache Verbündete, wenn es wirklich welche sind, für die Sache zu gewinnen, aber so, daß dadurch nicht die Arbeitermasse, der wichtigste "Verbündete", abgestoßen wird. Die Teilnahme einzelner bürgerlich-radikaler Mitglieder der herrschenden Partei des französischen Imperialismus am Kongreß muß aber die französischen sozialistischen Arbeiter vom Kommunismus abstoßen. Es wird auch nicht leicht sein, den deutschen Proletariern zu erklären, warum man zwar Seite an Seite mit dem Vizepräsidenten der Partei Herriots[3] oder mit dem pazifistischen General Schönaich[4] auftreten kann, aber den reformistischen Arbeiterorganisationen keinerlei Vorschläge für gemeinsame Aktionen gegen den Krieg machen darf.
5. Bei der Einheitsfrontpolitik ist es höchst gefährlich, mit falschen "Größen" zu tun zu haben, falsche Verbündete für wirkliche auszugeben und damit die Arbeiter zu betrügen. Genau dies Verbrechen begehen die Organisatoren des Amsterdamer Kongresses.
Die französische Bourgeoisie gibt sich jetzt als durch und durch "pazifistisch". Das ist kein Wunder: jeder Sieger versucht, den Besiegten daran zu hindern, einen Revanchekrieg vorzubereiten. Die französische Bourgeoisie sucht überall Friedensgarantien, d. h. Garantien für die Unverletzlichkeit der Beute. Der linke Flügel des kleinbürgerlichen Pazifismus ist bereit, solche Garantien sogar in einer episodischen Vereinbarung mit der Komintern zu suchen. Aber in den ersten Kriegstagen werden all diese Pazifisten auf seiten ihrer Regierung stehen. Den französischen Arbeitern werden sie sagen: "In unserem Kampf für den Frieden waren wir zu allem bereit, sogar auf dem Arnsterdamer Kongreß; aber man hat uns zum Krieg gezwungen - wir sind für die Verteidigung des Vaterlandes." Die Teilnahme der französischen Pazifisten am Kongreß, die sie praktisch zu nichts verpflichtet, wirkt sich völlig zugunsten des französischen Imperialismus aus.
Anderseits werden im Falle eines Krieges der General Schönaich und seinesgleichen - aus Gründen der "Gleichberechtigung" auf dem Felde der internationalen Räuberei unzweifelhaft ganz und gar auf seiten ihres deutschen Vaterlands stehen und ihre in Amsterdam neu gewonnene Autorität zu dessen Nutzen einsetzen.
Der indische bürgerliche Nationalist Patel[5] nahm am Kongreß aus den gleichen Gründen teil, die Tschiang Kai-shek dazu veranlaßten, "mit beratender Stimme" der Komintern anzugehören. Solche Teilnahme steigert unweigerlich die Autorität der "nationalen Führer" in den Augen der Volksmassen. Dem indischen Kommunisten, der Patel und seine Freunde auf einer Versammlung Verräter nennt, wird Patel antworten: "Wäre ich ein Verräter, so hätte ich nicht in Amsterdam Verbündeter der Bolschewisten sein können." Die Stalinisten haben dem indischen Bourgeois eine Waffe gegen die indischen Arbeiter in die Hand gegeben.
6. Vereinbarungen zu praktischen Zwecken dürfen auf keinen Fall mit prinzipiellen Zugeständnissen, dem Verschweigen bestehender Gegensätze und zweideutigen Formulierungen erkauft werden, die jedem Teilnehmer die Möglichkeit offenlassen, sie auf seine Weise zu interpretieren. Aber das Manifest des Amsterdamer Kongresses ist ganz und gar auf Tricks und Zweideutigkeiten aufgebaut, auf Wortspielen, auf dem Verschleiern der Gegensätze, auf hochtrabenden Deklamationen ohne Gehalt, auf feierlichen Schwüren, die zu nichts verpflichten. Die Mitglieder der bürgerlichen Parteien und Freimaurerlogen "verurteilen" den Kapitalismus! Die Pazifisten "verurteilen" ... den Pazifismus! Schon am Tag nach dem Kongreß nennt sich General Schönaich in einem in W. Münzenbergs Journal gedruckten Artikel einen Pazifisten. Nachdem sie den Kapitalismus verurteilt haben, kehren die kleinen und weniger kleinen Bourgeois in ihre kapitalistischen Parteien zurück und sprechen Herriot das Vertrauen aus. Ist das nicht eine unwürdige Maskerade, schamlose Scharlatanerie?
Die marxistische Unversöhnlichkeit, die bei Anwendung der Einheitsfrontpolitik ohnehin unerläßlich ist, wird doppelt und dreifach unerläßlich, wenn es sich um eine so brennende Frage wie den Krieg handelt. Die entschiedene Stimme des einen Liebknecht hatte während des Krieges eine unvergleichlich größere Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Revolution als die sentimentalen, halben Proteste der Pazifisten von der USPD. In Frankreich fand sich kein einziger Liebknecht. Einer der Gründe dafür besteht eben darin, daß in Frankreich der Pazifismus freimaurerischer, radikaler, sozialistischer und syndikalistischer Couleur eine Atmosphäre von Lüge und Heuchelei ausgebildet hat.
Lenin forderte, daß auf jederlei Kongressen "gegen den Krieg" nicht das Ziel verfolgt werden solle, zu unverbindlichen gemeinsamen Entschließungen zu kommen, sondern daß man im Gegenteil die Frage so klar, präzis und scharf stellen müsse, daß die Pazifisten gezwungen wären, sich die Finger zu verbrennen, zurückzuweichen - um damit den Arbeitern eine Lehre zu geben. So schrieb Lenin in der Instruktion für die Sowjetdelegation beim Haager Antikriegskongreß im Jahre 1922: "Mir scheint, wenn wir auf der Haager Konferenz einige Leute haben werden, die fähig sind, in dieser oder jener Sprache eine Rede gegen den Krieg zu halten, so wird das allerwichtigste die Widerlegung der Meinung sein, als seien die Anwesenden Gegner des Krieges, als verstünden sie, wie der Krieg im allerunerwartetsten Augenblick über sie hereinbrechen kann und muß, als begriffen sie irgend etwas von der Art und Weise des Kampfes gegen den Krieg, als wären sie irgendwie imstande, einen vernünftigen und zum Ziel führenden Weg im Kampf gegen den Krieg einzuschlagen."
Stellen Sie sich für einen Augenblick Lenin vor, wie er in Amsterdam für das leere und großsprecherische Manifest stimmt, Hand in Hand mit dem französischen Radikalen Bergery[6], dem deutschen Schönaich und dem indischen Nationalliberalen Patel. Der Widerspruch eines solchen Bildes läßt am besten deutlich werden, wie tief die Epigonen gesunken sind.
In dem Buche Lenins gibt es keine einzige Formulierung, von der wir heute abrücken müßten. Seit es vor zwölf Jahren konzipiert wurde, hat sich auf der Basis einer systematischen Verfälschung der Leninschen Politik und des Mißbrauchs Leninscher Zitate eine Tendenz herausgebildet, die zur Zeit, als Lenin sein Buch schrieb, noch nicht existierte - der bürokratische Zentrismus.
Die stalinistische Tendenz ist keineswegs inkonsistent. Sie hat eine soziale Basis: Millionen von Bürokraten, die aus einer siegreichen, aber auf ein Land beschränkten Revolution hervorgegangen sind. Die Sonderinteressen der bürokratischen Kaste rufen in ihr opportunistische und nationalistische Tendenzen hervor. Aber es handelt sich um die Bürokratie eines Arbeiterstaats, der von einer bürgerlichen Welt umringt ist. Sie stößt jeden Augenblick feindselig mit der sozialdemokratischen Bürokratie der kapitalistischen Länder zusammen. Da sie die Führung der Kommunistischen Internationale bestimmt, drückt sie ihr den Stempel ihrer eigenen widersprüchlichen Lage auf. Die gesamte Politik der Führung der Epigonen oszilliert zwischen Opportunismus und Abenteurertum. Das "Ultralinkstum" ist keine Kinderkrankheit mehr. Es ist zu einer Selbsterhaltungstechnik für eine Fraktion geworden, die durch die Entwicklung der Avantgarde des Weltproletariats mehr und mehr beunruhigt wird. Der Kampf gegen die zentristische Bürokratie ist jetzt die erste Pflicht jedes Marxisten. Schon aus diesem Grunde muß man die Herausgabe der bewundernswerten Arbeit Lenins in polnischer Sprache wärmstens begrüßen.
Prinkipo, 6. Oktober 1931
[1] | Henri Barbusse, 1879-1935, frz. Literat, Autor von "Das Feuer" (1916), einem Kriegtagebuch, das zur Anklage gegen den Krieg wird. Ab 1923 Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs. |
[2] | Friedrich Adler, 1879-1960, österreichischer Sozialdemokrat, 1925-1940 Vorsitzender der Sozialistischen Internationale. |
[3] | Édouard Herriot, 1872-1957, führender Politiker der Radikalen (bürgerlichen) Partei Frankreichs, von 1924-25, 1926 und 1932 Premierminister, mehrfach Außenminister |
[4] | Paul Freiherr von Schoenaich, 1866-1954, im ersten Weltkrieg Generalmajor, später Pazifist, von 1929-33 und von 1946-1954 Vorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft. |
[5] | Vallabhai "Sardar" Patel, 1875-1950, indischer bürgerlicher Nationalist, führendes Mitglied der Kongreßpartei, ab 1947 Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident und maßgeblich in den Kampf um Kashmir verwickelt. |
[6] | Gaston Bergery, 1891-1974, anfänglich Politiker der Radikalen (bürgerlichen) Partei Frankreichs, 1936 Abgeordneter der Volksfront, ab 1940 Unterstützer Pétains und Befürworter der Kollaboration mit Nazi-Deutschland und später Botschafter des Vichy-Regimes u.a. in der UdSSR. |